Thomas Schmidt ist wissenschaftlicher Assistent an der University of Oregon und Graduate Research Fellow am Wayne Morse Center for Law and Politics.

Foto: privat

Bild nicht mehr verfügbar.

Donald Trump.

Foto: AP/Pablo Martinez Monsivais

Donald Trump ist gerade einmal einen Monat im Amt und hat schon eine ganze Branche gerettet – den Journalismus. Führende Zeitungen wie die "New York Times" und die "Washington Post" versuchen einander mit Aufdeckergeschichten zu überbieten. Nachrichtenshows auf den Kabelkanälen verzeichnen blendende Einschaltquoten. Und nachdem Trump Journalisten quasi zu Volksfeinden erklärt hat, steigt bei vielen von ihnen wieder das demokratische Sendungsbewusstsein. "Trump is making the media great again," schrieb auch Josef Trappel an dieser Stelle.

Keine Frage, Trump liefert Schlagzeilen. In einer "Höllenlandschaft voll mit Lügen und verzerrter Realität" ("Washington Post") gibt es auch viel Arbeit zu tun. Angesichts der Trump'schen Propagandamaschinerie ist der Nachrichtenfluss ein Strom, der niemals versiegt. Für Journalisten bietet sich damit reichlich Gelegenheit, dem Präsidenten auf die Finger zu schauen und seine Handlungen kritisch zu hinterfragen.

Bei all der Euphorie wären die amerikanischen Medien aber gut beraten, ein paar Dinge nicht aus den Augen zu verlieren.

1. Ramponiertes Image

Das Vertrauen der amerikanischen Bevölkerung in die Medien ist auf einem historischen Tiefpunkt. Laut einer Gallup-Umfrage sind lediglich 32 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Medien "vollständig, akkurat und fair" berichten. Seit fast zwanzig Jahren ist dieser Wert kontinuierlich gesunken. Die beste Berichterstattung bringt wenig, wenn sie vom Publikum nicht ernst genommen wird.

2. Kommerz und Entertainment

Der größte Feind der amerikanischen Presse ist nicht immer die Politik, sondern die Kommerzialisierung. Kritische Medienforscher haben beharrlich darauf hingewiesen, dass die wirtschaftlichen Interessen mitunter die journalistische Glaubwürdigkeit untergraben. Berichte über Trump verkaufen sich derzeit so gut, dass Nachrichtenshows schon ihre Werbetarife erhöhen. Bedenklich wird diese Entwicklung, wenn die Berichterstattung zum Entertainment verkommt.

3. Die Trump-Agenda

Die Politik des Präsidenten muss und soll akribisch durchleuchtet werden. Allerdings kann das auch dazu führen, dass sich die Medien von der Trump-Agenda treiben lassen. Schon unter normalen Umständen ist es für Journalisten nicht einfach, autonom und unabhängig von institutionellen Interessen Geschichten zu entwickeln, die nicht von politischen Eliten zugesteckt werden. Wenn Trump das Tempo vorgibt, bleibt wenig Raum für andere Themen.

4. Ein Meister der Medien-Logik

Als gestählter Reality-TV-Star weiß Trump die Medien zu bedienen. Selbst kritische Berichterstattung ist nicht unbedingt von Nachteil. Bei Trumps Anhängern kommen seine Gefechte mit den Medien bestens an. Und diese sind sein eigentliches Zielpublikum. Das zeigte sich auch wieder bei Trumps irrlichternder Pressekonferenz diese Woche. "Mit einer erratischen Darbietung", analysierte die "Washington Post", "zeigt Trump seinen Anhängern, wer der Boss ist." (Thomas Schmidt, 17.2.2017)