Franz Welser-Möst reist mit den Philharmonikern.

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Wien – Nun, da die USA einen neuen Präsidenten zu bewältigen haben, brechen die Wiener Philharmoniker auf, um in New York ihre traditionellen Konzerte zu zelebrieren. Hoffentlich dürfen sie einreisen; Donald Trump hat angekündigt, sein bisher vor Gericht verunglücktes Dekret zur Einreisebeschränkung demnächst zu erneuern.

Vorausgesetzt, alles geht gut, werden die Wiener Klangkünstler also mit Dirigent Franz Welser-Möst (der ja in Übersee Chef des Cleveland Orchestra ist) in drei Programmen Brahms, Strauss, Schönberg und Bartók interpretieren. Zudem reist Modernes in Gestalt von René Staars Time Recycling mit.

Im Musikverein fungiert das interessante Opus quasi als Brücke zwischen Schuberts putzigen Kantilenen aus der Ouvertüre zur Zauberharfe (D 644) und Richard Strauss Heldenleben, op. 40. Time Recycling – schon mehrmals Teil des philharmonischen Programms – spannt den Bogen von Bläserinterventionen, die sich über Streicherflächen legen, bis hin zu rhythmisch prägnanten Passagen, denen wiederum elegische Strukturen folgen.

Perkussive Fröhlichkeit

Zum Finale breitet sich heiter-eklektischer Stilaktionismus aus: Unter Welser-Möst evozieren die Philharmoniker da nicht nur südamerikanisches Flair, perkussive Fröhlichkeit oder "balkanesisches" Melos. Die Kontrabassgruppe wird auch zum vokalen Exkurs wie zum Tanzen aufgefordert, was an die Tradition des ausgelassenen Simón Bolívar Symphony Orchestra erinnert.

Schuberts nette Kleinigkeit, zuvor dargebracht, ward da eigentlich schon vergessen.

Richard Strauss' Heldenleben wiederum wies alle Ingredienzien einer opulenten Demonstration klanglicher Orchesterfähigkeiten auf. Welser-Möst entwickelt mit den Wienern diesen speziellen Sog, dieses schwärmerische Dahinströmen Richtung Verzückung. Kammermusikalische Momente der Charakterisierung von Details (vorzüglich Geigensolist Volkhard Steude) fehlten allerdings ebenso wenig wie – wohl unvermeidlich – eine an Tuttistellen nicht unbedingt im Sinne der Klarheit ausufernde Pracht.

Großer Applaus – jetzt muss nur noch alles mit der (Ein-)Reise in die USA (24. 2. bis 3. 3.) klappen. (Ljubisa Tosic, 20.2.2017)