Millionen Schrottteile bewegen sich um die Erde und gefährden die Raumfahrt.

Illu.: ESA

Millionen Schrottteile umfliegen die Erde. In der Stille des Weltraums ziehen sie mit Geschwindigkeiten von sieben bis acht Kilometer pro Sekunde ihre Bahnen. Im Rahmen des Kunstprojektes Adrift von Cath Le Couteur und Nick Ryan wurden die Bewegungen von 27.000 dieser Teile Weltraumschrott vertont und Mitte Februar im Science Museum in London abgespielt.

"Machine 9" heißt das elektromechanische Instrument, das die Bewegungen des Weltraumschrotts verfolgt und vertont.
Nick Ryan Music

Als Weltraumschrott gelten jene von Menschen gemachten Teile, die nun keinen Zweck mehr erfüllen – "eine der größten Umwelt-Herausforderungen der Menschheit", sagt Hugh Lewis von der University of Southampton gegenüber Wired. "Wir nutzen und verlassen uns jeden Tag auf Satelliten-basierte Dienste ohne zu realisieren, wie verwundbar diese sind."

Ausgebrannte Raketenstufen und defekte Satelliten

Weltraummüll stammt aus der Raumfahrt und reicht von defekten Satelliten und Satellitenteilen (aus Explosionen und Kollisionen) über ausgebrannte Raketenstufen bis hin zu verlorenen Schraubenziehern und abgesplitterten Lackteilchen.

Drei dieser Teile gibt das Adrift-Projekt via Twitter eine Stimme – so zum Beispiel einem alten russischen Raumanzug, der zum Satelliten SuitSat umfunktioniert und im Februar 2006 aus der Internationalen Raumstation ISS ausgesetzt wurde.

Aufprallgeschwindigkeit und Ausweichmanöver

Der US-Weltraumbehörde NASA sind mehr als 21.000 Schrottteile bekannt, die größer als zehn Zentimeter sind. Sie werden als "groß" eingestuft und routinemäßig überwacht. Aber auch von kleineren Objekten geht eine Gefahr für die Raumfahrt aus, erreicht die durchschnittliche Aufprallgeschwindigkeit laut NASA-Schätzungen doch zehn Kilometer pro Sekunde. Die Raumstation ISS müsse etwa ein Mal pro Jahr Weltraumschrott aktiv ausweichen.

Im Jänner schlugen Experten des ESA-Kontrollzentrums in Darmstadt (Deutschland) Alarm: Einer der drei Swarm-Satelliten in etwa 500 Kilometer Höhe komme einem 15 Zentimeter großen Schrottteil zu nahe. Ersten Analysen zufolge hätte ein Anheben des Satelliten-Orbits um 30 bis 35 Meter ausgereicht, um einer möglichen Kollision vorzubeugen, das Ausweichmanöver war schlussendlich jedoch nicht erforderlich. (dy, 22.2.2017)