Wien – Beim Milliardenprojekt Krankenhaus Nord in Wien-Floridsdorf geht es baulich gesehen langsam ins Finale: Die Fertigstellung des Spitals soll Ende des Jahres gelingen, sagte Thomas Balázs, der zuständige Direktor des Krankenanstaltenverbunds (KAV), am Donnerstag. Danach wird ein monatelanger Probebetrieb folgen. Die ersten Patienten sollen laut Balázs Ende 2018 von anderen Wiener Spitälern ins Krankenhaus Nord übersiedeln. Ein konkretes Eröffnungsdatum wurde auf Nachfrage nicht genannt.

Deutliche Verzögerungen

Die neue Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) zeigte sich bei ihrem Antrittsbesuch auf der Baustelle optimistisch, dass dieser Zeitplan auch hält. Ursprünglich war ein Baustart 2010 angepeilt, dieser erfolgte erst zwei Jahre später. Weitere gröbere Verzögerungen im Baufortschritt gab es, weil die gesamte Planung der Statiker überarbeitet werden musste und eine Fassadenfirma in Konkurs schlitterte.

Regine Hendrich

Vor zwei Jahren wurde vom KAV offiziell noch eine Inbetriebnahme für 2017 genannt, dieses Ziel wurde verfehlt. Mit weiteren Verschiebungen rechnet Balázs aber nicht mehr. Beim Lokalaugenschein zeigt sich, dass einige Spitalsbereiche im Innenausbau fast fertig sind. In anderen Bereichen fehlt laut Balázs noch die Hälfte. Die Fußbodenheizung lief erstmals in diesem Winter durch.

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Im Technikbereich wurde bisher etwa ein Drittel umgesetzt. 20 Personen, die für die Technik zuständig sind, arbeiten bereits vor Ort. Im Endausbau sollen es laut KAV 84 Mitarbeiter sein.

Bevor der erste Patient im Krankenhaus behandelt wird, müssen im kommenden Jahr die Abläufe genau trainiert werden. "Jedes Medizintechnikgerät muss von jedem Mitarbeiter getestet werden, der damit arbeitet", sagte Sylvia Schwarz, die medizinische Leiterin des Spitals. "Da brauchen wir schon auch Zeit."

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Spätestens Mitte 2018 soll mit dem Testbetrieb, wo Betreuung und auch Notfälle simuliert werden, begonnen werden, sagte Balázs. Verläuft dieser positiv, sollen erste Patienten gegen Ende dieses Jahres behandelt werden. Eine Vollinbetriebnahme – das Krankenhaus wird über 785 Betten in Einzel- und Doppelzimmern verfügen – dürfte aber erst 2019 erfolgen.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hatte vor einer Woche im STANDARD-Interview gesagt, dass es eine Eröffnung "vor der nächsten Gemeinderatswahl 2020" gebe. Laut Balázs deute das aber nicht auf einen späteren Eröffnungstermin hin. "Ich habe diese Aussage mit den Firmen, die für uns arbeiten, diskutiert", sagte der Generaldirektor-Stellvertreter des KAV. "Unser Terminplan sieht weiterhin 2018 vor."

Warten auf RH-Bericht

Die Kosten für das Bauprojekt bezifferte Balázs – wie zuletzt im November 2015 – weiterhin mit 1,1 Milliarden Euro. Darin inkludiert sind allerdings auch Gelder, die sich der KAV über Regressforderungen von Unternehmen zurückholen will. In Medien wurden bis zu 48 Millionen Euro kolportiert. Balázs wollte keine konkreten Summen nennen, um möglichen Verhandlungen nicht vorzugreifen.

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Ursprünglich wurden im Jahr 2010 rund 825 Millionen Euro Investitionen geplant. Nach mehreren Korrekturen nach oben wurde mit der Kostenschätzung 2015 dann die Milliardengrenze überschritten. Ob auch Managementfehler durch den KAV die Kosten so deutlich in die Höhe getrieben haben, soll ein Bericht des Rechnungshofs offenlegen. Dieser dürfte im Frühjahr vorliegen. (David Krutzler, 23.2.2017)