Der Weg der Debütanten führt schlussendlich durch den Ballsaal.

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Das Wiener Staatsopernballett eröffnet den 61. "Ball der Bälle" heuer mit einem Walzer von Johann Strauß.

Foto: Regine Hendrich

Jonas Kaufmann singt, und Maria Großbauer organisiert erstmals.

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Wien – Bei der Generalprobe zum 61. Wiener Opernball fehlten Mittwochabend nicht nur die Krönchen und Sträußchen der Debütantinnen, auch der Tanzpartner ging während der vielen Seitenwechsel öfters mal verloren. "Das gehört dazu, sie sind ja alle nervös. Aber es geht nicht um Perfektion, sondern um Emotion", sagt die sichtlich gerührte Ballorganisatorin Maria Großbauer im Gespräch mit dem STANDARD: "Für mich ist es eine Melange an Gefühlen, ich wusste gar nicht, dass man so viel auf einmal fühlen kann."

Für die 35-jährige Großbauer ist es die Premiere als Organisatorin, sie löste im vergangenen Jahr Desirée Treichl-Stürgkh ab. "Ich bin voller Vorfreude, es ist wirklich faszinierend, wie sich am Schluss alles zusammenfügt." Denn nach mehreren Probedurchläufen saß bei den Debütanten schließlich auch das Handküsschen am Ende der Eröffnungspolonaise.

Der Weg der Debütanten

"Das war meine Schuld", sagt Hanna Gumpinger zu ihrem Partnerverlust in der ersten Reihe während der Probe für die Polka des Jungdamen- und Jungherrenkomitees: "Ich hab in die falsche Richtung geschaut und dann war alles kurz ein Chaos." Für Gumpinger ist der Opernball, der erste "richtige Ball, außer einem Schulball", den sie eröffnet. Als Kind tanzte sie im Ballett der Staatsoper, seither war es für die 20-Jährige ein Traum den "Ball der Bälle" einmal zu eröffnen. "Es ist etwas Wunderschönes, ich habe die Eröffnung immer gesehen und wollte ein Teil davon sein."

Doch der Weg eine der 288 Debütanten zu werden, ist gar nicht so einfach. Die Hälfte der Tanzpaare kommt aus Wien. Jeder Einzelne muss im Gustav-Mahler-Saal der Oper vortanzen. Ein Viertel der Paare kommt aus den Bundesländern und der Rest kommt aus dem Ausland. Dort stellen sie in lokalen Tanzschulen ihr Können auf die Probe. Ist man einmal dabei, heißt es üben. In der Woche vor dem Opernball proben dann auch alle Paare gemeinsam. In vier Einheiten mit jeweils einer Dauer zwischen vier und sechs Stunden.

Und wie kommt man ganz nach vorne in der Polonaise? "Die ersten vier Reihen sind, sagen wir, Freunde der Oper", sagt Gumpinger. "Industriellenvereinigung, Verwandte, so was", ergänzt ihr Tanzpartner Cosimo. Gumpinger hat es nach vorne geschafft, weil sie auch das Gesicht der Debütantinnen ist. "Ich bin das Model für die Krönchen", sagt sie lächelnd. Die von Karl Lagerfeld in Anlehnung an die Donauwelle gestaltete Tiara, die alle 144 Debütantinnen tragen, sitze übrigens "wirklich gut". Sie wird schließlich auch in einer Prozedur von durchschnittlich 75 Minuten in die Haare, die heuer ebenfalls alle gleich gemacht werden, eingeflochten. "Ich hatte ein bisschen Angst, dass sie runterfällt, aber sie sitzt so bombenfest, die kann man nicht mal runterreißen oder stehlen", sagt Gumpinger.

Ball der kleinen Premieren

Neue Gesichter sieht der Ball heuer auf jeden Fall. In der Regierungsloge nimmt erstmals Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) Platz, der den Ball schon als ÖBB-Chef besucht hatte. Für Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen ist es überhaupt eine Premiere, Staatsgäste wurden weder von Van der Bellen noch Kern eingeladen. Dafür kommen Schauspielerin Goldie Hawn in die Loge von Baumeister Richard Lugner und IWF-Direktorin Christine Lagarde, eingeladen von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP).

Hinter dem Dirigentenpult mussten die Organisatoren eine Absage verkraften: Der Russe Semyon Bychkov ist krank und überlässt den Dirigierstab Speranza Scappucci. Die 43-jährige Römerin ist damit die erste Frau, die den Takt für das Opernballorchester vorgibt.

Für Begeisterung sorgte schon bei der Generalprobe Startenor Jonas Kaufmann. Der Münchner intoniert La fleur que tu m'avais jetée aus der Oper Carmen sowie Dein ist mein ganzes Herz von Franz Lehár. Bevor Kaufmann das Parkett betritt, zeigt allerdings das Wiener Staatsballett unter der Leitung von Choreograf Lukas Gaudernak den Walzer Künstlerleben von Johann Strauß (Sohn).

So eine Opernballeröffnung dauert also ihre Zeit, vor allem für die Debütanten. "Das Schlimmste ist das lange Stehen", sagt Gumpinger. Erlöst wird wie jedes Jahr mit dem Ausruf: "Alles Walzer!". (Andreas Hagenauer, Oona Kroisleitner, 23.2.2017)