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Leila de Lima wurde wegen angeblichen Drogenhandels verhaftet.

Foto: REUTERS/Erik De Castro

Vielleicht, sagt Leila de Lima, habe ihr Vater doch recht gehabt mit seiner Warnung, dass die Politik ein zu schmutziges Geschäft sei. Und dass sie zu zart besaitet sei, um in der brutalen Realität der philippinischen Politik zu bestehen. Gut möglich aber auch, dass die mahnenden Worte des Altvorderen die heute 57-Jährige, einst Justizministerin und jetzt prominenteste Gefangene im südostasiatischen Inselreich des autoritären Populisten Rodrigo Duterte, auf das vorbereitet haben, was ihr nun blüht.

Denn dass der wegen seines brachial geführten Antidrogenkriegs international verfemte Präsident ihre Kritik – "Mörder", "Serienkiller" – nicht so einfach hinnehmen würde, kam für die Juristin aus der zehn Autostunden südlich von Manila gelegenen Stadt Iriga nicht überraschend. "Ich habe mich lange darauf vorbereitet, eine politische Gefangene des Regimes zu sein", ließ sie ihre Anhänger in einer kurz nach der nächtlichen Festnahme veröffentlichten Stellungnahme wissen.

Außergerichtliche Tötungen

Schließlich steht die Mutter zweier Söhne nicht erst seit gestern im Fadenkreuz Dutertes. Es war 2008, als die Wege von de Lima und Duterte, dem schon als Bürgermeister von Davao der Ruf eines ruchlosen Anti-Drogen-Hardliners vorauseilte, sich erstmals kreuzten. Die Juristin, von der damaligen Präsidentin Gloria Arroyo zur Leiterin der Menschenrechtskommission ernannt, hatte den Provinzpolitiker vorgeladen, um sich wegen der außergerichtlichen Tötungen in der Großstadt auf der Insel Mindanao zu verantworten.

Im Wahlkampf des vergangenen Jahres nahm Duterte, der wenig später mit großer Mehrheit gewählt wurde, Rache. Er sei im Besitz eines pikanten Videos, in dem de Lima beim Sex mit ihrem Chauffeur zu sehen sei und das ihm "den Appetit raubt", prahlte er. Und schon damals drohte Duterte der aufmüpfigen Frau, die als Kind ihren Vater, einen renommierten Wahlrechtsexperten, zu Prozessen begleitete, mit Gefängnis. Sie sei als Ministerin unter Dutertes Vorgänger Benigno Aquino in einen Drogenhändlerring verwickelt gewesen, lautet der Vorwurf, der seit Oktober formal gegen die 2016 zur Senatorin gewählte de Lima erhoben wird. Strafmaß: bis zu zwanzig Jahre Haft.

Die Vorwürfe seien allesamt erfunden, versicherte sie ihren Getreuen. Und sie werde "bis zum letzten Atemzug" für das Gute kämpfen. Es scheint, als würde Leila de Lima spätestens jetzt ihren warnenden Vater eines Besseren belehren. (Florian Niederndorfer, 24.2.2017)