Die einen betteln regelrecht um Strafzettel, die anderen sammeln sie anscheinend.

Foto: Heribert Corn

Gut möglich, dass es nicht Milde war, die mir Anfang Jänner zuteil wurde – wohl eher eine Mischung aus Unaufmerksamkeit, Irrtum, Faulheit, Zufall. Vielleicht kam einfach keiner vorbei. Auch Widerstand gegen die Staatsgewalt könnte es gewesen sein. Wie auch immer, die Parksheriffs sahen zu Jahresbeginn, allen Unken- und Aufrufen zum Trotz, auffällig lange nicht so genau hin, akzeptierten abgelaufene Parkscheine und verzichteten auf die Ausgabe von Strafzetteln wegen Minderleistung bei der Parkometerabgabe.

Keine Parkscheine

Ich gebe zu, ich forderte die Straßenaufsicht – so die offizielle, in Gelb auf ihre schwarzen Wollmützen gestickte Berufsbezeichnung – geradezu heraus. Denn es war mir tagelang nicht möglich, die alten Parkscheine in der Trafik gegen Aufpreis in neue umzutauschen, weil selbige nicht vorrätig waren.

Doch mit der Kälte ab Mitte Jänner kam die Härte. Ich hatte im Auto, um Zeit für eine schnelle Gassi-Runde mit Pipsi zu schinden, vorsorglich einen 15-Minuten-Gratisparkschein ab 9.05 Uhr platziert. Kurz danach aus dem Schweizergarten zurückgekommen, hatte eine Parkraumüberwacherin den Wagen bereits passiert. Die würde so schnell nicht wiederkommen, dachte ich, denn sie machte sich, nach Opfern Ausschau haltend, von dannen. Ich huschte hinauf in die Wohnung, zog mich um, packte die Tasche und düste los, nachdem ich Pipsi ihr Frühstück serviert hatte. Die böse Überraschung entdeckte ich erst an der ersten Kreuzung: Die arglistige Beamtin war eigens zurückgekommen, um mir um 9.23 Uhr eine Organstrafverfügung zu verpassen. (Luise Ungerboeck, 1.3.2017)