Die Sibirische Ulme (Ulmus pumila) verdrängt vielerorts in Nord- und Südamerika einheimische Baumarten.

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Halle – Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, bedrohen vom Menschen eingeschleppte Arten immer mehr die lokale Artenvielfalt. Dazu zählen auch einige Baumarten: In Nord- und Südamerika ist es vor allem die Sibirische Ulme, die die einheimischen Baumarten verdrängt und sogar die Fundamente von Häusern beschädigt. Ein internationales Forscherteam hat jetzt mögliche Gründe dafür gefunden: Bereits die Keimlinge der eingeführten Pflanzen wachsen wesentlich schneller als einheimische Arten.

Bäume sind im Bereich der invasiven Arten noch relativ unerforscht. "Ein Grund dafür sind die langen Lebenszyklen und Generationszeiten von Bäumen. Es kann Jahrhunderte dauern, bis eine Baumart invasiv wird", erläutert Isabell Hensen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Außerdem werden Bäume häufig nicht als Hauptproblem angesehen: Insgesamt gibt es weltweit über 700 invasive Baumarten – bei Kräutern hingegen sind es mehrere Tausend.

Widerstandsfähiges Gewächs

Die Sibirische Ulme (Ulmus pumila) stammt ursprünglich aus Asien und wurde gezielt in Nord- und Südamerika eingeführt, weil sie besonders widerstandsfähig gegenüber der Holländischen Ulmenkrankheit ist, die weltweit zu einem massenhaften Ulmensterben führt. Außerdem überstehen die Bäume selbst längere Trockenzeiten im Sommer oder im Winter gut; weil sie ein weitläufiges Wurzelwerk haben, können sie sich auch in Dürreperioden mit ausreichend Wasser und Nährstoffen versorgen.

Gemeinsam mit Heidi Hirsch hat Hensen vor allem die frühe Lebensphase der Bäume untersucht und im Fachjournal "AoB Plants" darüber berichtet. "Die Phase des Keimlingswachstums lässt sich in relativ kurzen Zeiträumen untersuchen. Außerdem können die Merkmale von Keimlingen und Jungpflanzen eine wichtige Rolle für invasive Arten spielen, speziell bei der Besiedlung neuer Standorte", so Hirsch, die mittlerweile am Institut für Invasionsbiologie der Stellenbosch University in Südafrika arbeitet.

Schnelleres Wachstum in Amerika

Die Wissenschafterinnen verglichen das Wachstum von Sibirischen Ulmen, die in Nord- und Südamerika invasiv sind, mit Sibirischen Ulmen aus Asien im Gewächshaus miteinander. Es handelte sich also um dieselbe Art, die aber – so die These der Forscherinnen – je nach Umgebung andere Wachstumseigenschaften haben könnte. Sie beobachteten im Experiment, welchen Einfluss die Umgebungstemperatur und die zur Verfügung stehende Wassermenge auf das Wachstum haben und welche Pflanzengruppen unter welchen Bedingungen am besten wachsen. Dabei zeigte sich, dass die invasiven Sibirischen Ulmen unter allen Umständen schneller wuchsen als die in Asien einheimischen Bäume. Erstere haben sich also im Laufe der Zeit noch besser an ihre neue Umgebung angepasst.

Die Ergebnisse der Studie könnten erklären, warum die Sibirische Ulme in Nord- und Südamerika so weit verbreitet ist und einheimische Baumarten in vielen Regionen immer mehr verdrängt. (red, 6.3.2017)