In den vergangenen zwei Jahren hat sich in Vietnam eine veritable Craftbier-Szene entwickelt.

Foto: conrad seidl

1990 war Vietnam, biertechnisch gesehen, noch eine Wüste: Die internationale Bierstatistik weist in jenem Jahr für das Land eine Million Hektoliter aus, gebraut mit freundlicher Entwicklungshilfe des sozialistischen Bruderlandes ČSSR – und beim "Bia Hà Noî" schmeckt man diese Tradition noch ein wenig. Das Bier hat jenen leichten Buttergeschmack, der für Lagerbiere aus Tschechien einmal charakteristisch war (und es für Pilsner Urquell heute noch ist).

Aber seither ist viel Wasser den Mekong hinuntergeflossen – und erstaunlich viel Wasser zu Bier verbraut worden: Im jüngsten Jahr der Weltbierstatistik 2015 liegt Vietnam mit 46,7 Millionen Hektolitern bereits an siebenter Stelle, knapp vor Großbritannien. Der prozentuelle Zuwachs wird nur von drei Ländern übertroffen, zwei davon sind die Nachbarländer Kambodscha und Laos.

Spannende Kooperation

Bemerkenswert ist aber, dass es nicht nur akzeptable Allerweltsbiere gibt, mit denen der hohe Ausstoßzuwachs erbraut wurde, sondern dass sich in den vergangenen zwei Jahren eine veritable Craftbier-Szene entwickelt hat – teilweise mit Bieren, die speziellen lokalen Bezug haben. So kooperiert Furbrew in Hanoi mit der Kaffeerösterei Kok Coffee bei der Produktion eines 10,6 Prozent starken "Cà Phê Bia" – das Ergebnis ist ein Milk-Stout, in dem nicht nur Milchzucker, sondern auch Kaffee verbraut wird, der den Geschmack abrundet.(Conrad Seidl, RONDO, 16.3.2017)