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Das Durchschnittsauto der Österreicher.

Foto: EPA/TIM BRAKEMEIER

Wien – Wenn die Faschingskrapfen vom Vortag schwer im Magen liegen, ist Aschermittwoch und also Beginn der Fastenzeit. Gläubigen Christen ist vierzig Tage lang nicht nur geboten, besondere Speisenormen einzuhalten, sondern sich grundsätzlich in Askese zu üben. Deshalb rufen die römisch-katholische und die evangelische Kirche seit zwölf Jahren auch zum Verzicht auf entbehrliche Autofahrten auf.

Autofasten heißt diese Empfehlung, die in Österreich den Untertitel "Heilsam in Bewegung kommen" trägt. "Die Autofastenden sind aufgerufen, ihr Mobilitätsverhalten zu überprüfen und verstärkt zu Fuß zu gehen, Rad zu fahren, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen oder Fahrgemeinschaften zu bilden", heißt es in einer Aussendung des Vereins zur Förderung kirchlicher Umweltarbeit. Der Verzicht auf das Auto und das Ausprobieren von Alternativen zur Fortbewegung hätten "viele positive Auswirkungen: auf die Umwelt, die Gesundheit, die Seele und schlussendlich auch auf die Geldbörse." Auch Papst Franziskus habe in seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si" darauf aufmerksam gemacht.

1,14 Insassen pro Personenkraftwagen

Während in Deutschland sogar der Automobilclub ADAC den Vorschlag unterstützt, haben sich in Österreich unter anderen ÖBB, der Verkehrsverbund Ost-Region und der Mobilitätsverein VCÖ dem Aufruf angeschlossen. Der VCÖ weist gleichzeitig darauf hin, dass gerade bei Kurz- und Kürzeststrecken großes Potenzial zum Einsparen bestehe. Vier von zehn Autofahrten sind laut Verkehrsministerium kürzer als zehn Kilometer, sieben Prozent sogar weniger als einen Kilometer lang.

Gleichzeitig nimmt die Zahl transportierter Personen je Fahrzeug kontinuierlich ab. Vor 25 Jahren reichten laut Umweltbundesamt 714 Pkws, um 1.000 Menschen zu befördern, heute braucht es dafür schon 862. Die durchschnittliche Insassenzahl je Auto hat sich in diesem Zeitraum also von 1,4 auf 1,16 verringert.

Möglich macht das ein im Vergleich zur ohnehin stark wachsenden Bevölkerungsentwicklung noch stärker steigender Kfz-Bestand in Österreich. Ende 2002 waren 3,99 Millionen Pkw angemeldet, Ende 2016 bereits 4,82 Millionen. Diesem 21-prozentigen Zuwachs steht ein Bevölkerungswachstum um 8,3 Prozent auf 8,77 Millionen Einwohner gegenüber. Daraus ergibt sich eine Durchdringung von rund 550 Pkws je 1.000 Einwohner. Laut Eurostat erreichen in der EU nur Italien, Finnland, Luxemburg und die Inselstaaten Malta und Zypern höhere Quoten.

Von den 110,9 Milliarden im Jahr 2014 zurückgelegten Personenkilometern – ein Anstieg um 38 Prozent seit 1990 – wurden in Österreich 69 Prozent in einem Auto zurückgelegt. Bei allen Parametern nach einfacher Mehrheit gemessen, war das typischerweise ein rund acht Jahre alter, grauer bis silberfarbener VW Golf mit Dieselmotor. (Michael Matzenberger, 1.3.2017)