Stefan Zweig 1938 in London. Bereits 1934 ging der Schriftsteller nach einer Hausdurchsuchung in Salzburg ins Exil.

Stefan Zweig Centre Salzburg

Das Wiener Hotel Métropole, das ab 1938 die Gestapo-Leitstelle war, ist auch Schauplatz in Zweigs "Schachnovelle". Nazi-Gegner wurden in dem ehemaligen Grandhotel bei Verhören gefoltert.

Stefan Zweig Centre Salzburg

Stefan Zweigs Abschiedsbrief, den er am 22. Februar verfasst hat, wurde auf seinem Schreibtisch in seinem Haus in Petrópolis gefunden. Das Original ist in der Ausstellung im Salzburg-Museum zu sehen.

Archives Department, NAtional Libary of Israel

Salzburg – Ein eingerollter roter Teppich und in Kartons verpackte Bilder sind das Erste, das die Ausstellungsbesucher des Salzburg-Museums zu sehen bekommen. Sie markieren den Abschied Stefan Zweigs von der Villa am Kapuzinerberg in Salzburg im Jahr 1934.

Seinen Exiljahren in England und Brasilien ist die Ausstellung anlässlich seines 75. Todestages gewidmet. Im Zentrum steht seine berühmte "Schachnovelle", die Zweig 1941 und 1942 in Petrópolis verfasst hat. Sie ist sein letztes vollständiges Werk und der einzige fiktionale Text, in dem er direkt auf den Terror des Nationalsozialismus Bezug nimmt. Einen Tag vor seinem Suizid brachte Zweig das Manuskript zum Postamt.

In der Mitte des Ausstellungsraumes steht ein Modell des Wiener Hotels Métropole, das ab 1938 die Gestapo-Leitstelle war und auch Schauplatz in Zweigs Erzählung ist. Das Thema werde sowohl literarisch als auch im historischen Kontext betrachtet, sagt Klemens Renoldner, Ausstellungskurator und Leiter des Stefan Zweig Centre Salzburg.

Folterverhöre in Gestapo-Zentrale Métropole

An Hörstationen können die Besucher bedrückenden Erzählungen von Opfern zuhören. Rosa Grossmann etwa wurde mit 23 Jahren verhaftet und zum Verhör ins Métropole gebracht. Sie wurde vier Tage lang gefoltert und mit verschiedenen Werkzeugen verprügelt. "Ich hätte mir eher die Zunge abgebissen, als jemanden zu verraten", sagt die Zeitzeugin in der Aufnahme.

Auf Fleischerhaken hängen sinnbildlich die Mäntel der Gestapo-Offiziere von der Museumswand. Weiße und schwarze Vitrinen symbolisieren ein Schachbrett. In ihnen werden bisher selten gezeigte Typoskripte und Dokumente der "Schachnovelle" sowie Briefe gezeigt. Seine Korrespondenz mit dem Komponisten Richard Strauss, für dessen komische Oper "Die schweigsame Frau" Zweig das Libretto geschrieben hat, ist ebenso zu sehen wie Briefe an seinen Freund Sigmund Freud.

"Zweig hat sich in seiner Zeit in Salzburg wenig über das herrschende politische Klima geäußert", sagt Renoldner. Erst aus dem Exil berichtete er in Briefen, wie er unter den politischen Verhältnissen gelitten hatte.

Abschiedsbrief mehrmals korrigiert

Es ist bereits die vierte Stefan-Zweig-Ausstellung, die Kurator Klemens Renoldner gemeinsam mit dem Künstler Peter Karlhuber gestaltet hat. Etwa ein Drittel der Exponate ist im Besitz der Stefan Zweig Centre Salzburg. Auch Dokumente aus Rio de Janeiro und aus Israel sind im Salzburg-Museum zu sehen.

Etwa Zweigs originaler Abschiedsbrief, der nach seinem Tod auf seinem Schreibtisch gefunden wurde. Im gleichzeitig mit der Ausstellung herausgegebenen Buch "Ich gehöre nirgends mehr hin!" ist auch eine zweite Fassung des Abschiedsbriefes zu sehen. "Stefan Zweig hat viel korrigiert und ausgebessert", sagt Klemens Renoldner. Die korrigierten Zeilen wurden sichtbar gemacht. (Stefanie Ruep, 2.3.2017)