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Schwedische Soldaten im Afghanistan-Einsatz

Foto: APA/EPA/ISAF

Stockholm – In Schweden beschließt die Regierung am Donnerstag die Wiedereinführung der Wehrpflicht ab Sommer. Nachdem diese im Jahr 2010 ausgesetzt worden war, hatte das schwedische Militär damit zu kämpfen, genügend Freiwillige für ein Berufsheer zu finden. Jährlich fehlen rund 4.000 Soldaten um die Verteidigung des Landes sicherzustellen. Diese Personallücken sollen nun geschlossen werden.

Ganz so streng wird die Pflicht für den Wehrdienst allerdings nicht ausfallen. Im Grunde geht es um die Besetzung der fehlenden Stellen. Es werden also voraussichtlich nicht alle tauglichen jungen Männer und Frauen auch wirklich einrücken müssen.

Bereits seit Längerem gibt es in dem skandinavischen Land eine Diskussion darüber, wie die Verteidigung des Landes in der Zukunft gestaltet werden kann. Abgesehen von den fehlenden Freiwilligen gilt die Maßnahme auch als Reaktion auf die anhaltenden Provokationen aus Russland. In Schweden wurde nicht nur die Annektierung der Krim durch Russland mit Besorgnis beobachtet, vor allem die Vorfälle auf schwedischem Territorium in den vergangenen Jahren wurden in der Öffentlichkeit großflächig diskutiert.

Kein Nato-Mitgleid

Es kommt immer wieder vor, dass russische Flugzeuge unerlaubt in schwedisches Gebiet eindsringen. Die Gefahrenlage durch russische Cyberangriffe nimmt laut Verteidigungsexperten auch stetig zu. Schweden ist kein Mitglied des Verteidigungsbündnis Nato, auch das gilt als Grund für die Wiedereinführung der Wehrpflicht.

Seit der Reform 2010 können sich auch Frauen freiwillig zum Militärdienst melden, ab 2018 können diese aber auch wie Männer verpflichtend für den Heerdienst eingezogen werden. "Ich denke, es tut dem Militär gut, dass sowohl Männer als auch Frauen gemeinsam ihre Arbeit verrichten, es spiegelt die schwedische Gesellschaft wieder.

Unsere Erfahrung zeigt, dass beide Geschlechter am Arbeitsplatz zu einer gesteigerten Effizienz und generell zu einer besseren Stimmung beitragen," sagt der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist am Donnerstag im Schwedischen Radio. Die Regierung in Stockholm sieht diese Maßnahme außerdem als weiteren Schritt für eine bessere Geschlechtergleichstellung, denn es sei schlicht unfair, nur Männer einzuziehen.

Fragebogen für alle 18-Jährigen

Ab 1. Juli 2017 bekommt jeder schwedische Staatsbürger, der 18 Jahre alt wird, einen Fragebogen zugesandt, der verpflichtend auszufüllen ist. In diesem kann man allerdings angeben, ob man es überhaupt anstrebe im Heer zu dienen. Zum Wehrdienst antreten müssten die ersten Soldaten dann ab Jahresbeginn 2018.

Das Verteidigungsministerium rechnet mit rund 13.000 Interessenten im Jahr, diese werden dann zu einer psychologischen Untersuchung geschickt. Wer diesen Test besteht, kann dann einen neun- bis zwölfmonatigen, bezahlten Wehrdienst ableisten. Die Regierung geht davon aus, dass es immer genügend, also rund 4.000 taugliche Kandidaten im Jahr geben wird.

Sollte dies nicht der Fall sein, könnten die Schwedinnen und Schweden auch zum Wehrdienst gezwungen werden, das hängt vor allem davon ab wie viele Menschen, die vor 1999 geboren wurden, sich freiwillig zum Dienst melden.

Insgesamt sollen durch die Wiedereinführung der Wehrpflicht in den nächsten Jahren wieder 8.000 Soldatinnen und Soldaten die Grundausbildung absolvieren. Geplant ist auch die Einführung eines Bonussystems, um die Grundwehrdiener langfristig im Militär zu halten. (red, APA, 2.3.2017)