Foto: Christian Grass

Die Schwestern Erna Dür und Laura Jiricka ließen sich für ihren Lebensabend in Schwarzach in Vorarlberg einen altersgerechten Zubau errichten. Die Aussicht auf die Straße war ihnen wichtiger als der Blick ins Grüne.

"Der Grund, warum wir in unserem Alter noch einmal gebaut haben, ist ganz einfach Platzmangel. Schließlich ist die Laura mit dem Inventar von einem ganzen Haus bei mir eingezogen. Nach ein paar Jahren miteinander im alten Haus war klar, dass wir umbauen wollen. Wir haben Kontakt zu einer Baufirma aufgenommen. Dann kam aber ein Unfall von Laura dazwischen. Als sie sich wieder erholt hatte, haben wir uns gesagt: 'Entweder gehen wir jetzt dran, oder es wird nichts mehr.'

Vom Esstisch im großen Koch-Wohn-Esszimmer aus blicken Erna Dür und ihre Schwester Laura Jiricka hinaus auf Straße und Nachbarhaus und fühlen sich mitten im Geschehen.
Foto: Christian Grass

In diesem Ortsteil von Schwarzach haben wir schon als Kinder gewohnt, 30 Jahre zusammen mit den Eltern im Elternhaus unserer Mutter. Das alte Bauernhaus steht noch, den Giebel kann man von hier aus sehen. Dann haben wir mit den Eltern das Haus nebenan gebaut. Wir haben kräftig mitgeholfen, Kalk gelöscht und in einer Kette die Ziegel weitergereicht. Nach dem frühen Tod unseres Vaters bin ich bei der Mutter geblieben. Die Laura hat geheiratet und ist zu ihrem Mann gezogen. Laura, wie lang warst du dann in Hohenems?

Sehr lange. Wir waren zuerst in Frastanz, dann haben wir in Hohenems ein Haus gekauft und dort bis zum Tod meines Mannes gelebt. Das Haus musste aber abgerissen werden, weil man die Straße ausgebaut hat. Da denk ich nicht gerne daran, das tut weh. Ich bin dann zur Erna zurück in unser Elternhaus gezogen. Wir haben uns schnell aneinander gewöhnt, aber bald gemerkt, dass wir mehr Platz brauchen.

Ja, aber konkrete Vorstellungen, wie der Neubau ausschauen soll, haben wir nicht gehabt. Ein großes Zimmer anbauen, das hatten wir vor, dann ist doch ein bisschen mehr dazugekommen: die Terrassen, der Abstellraum, der große Vorratsraum im Keller zum Verlesen der Äpfel. Früher mussten wir das in der Garage machen. Wir liefern ja jeden Herbst einige Kisten Äpfel in die Mosterei!

Den Herrn Weber, unseren Architekten, haben wir über Bekannte gefunden. Mit ihm gemeinsam haben wir überlegt, wie wir bauen könnten, um noch ein paar Jahre Freude am Wohnen hier zu haben. Der Boden gehört uns, ein Zubau war möglich, warum sollten wir nicht bauen?

Bauzeit war ein Jahr, länger hätte es nicht dauern dürfen, das wäre eine Belastung geworden. Wir sind nämlich nie aus dem alten Teil ausgezogen, haben die ganze Bauphase hier gewohnt. Wegen dem Maxi, unserem Kater. Dem wollten wir einen Umzug nicht zumuten. Die Zusammenarbeit mit dem Herrn Weber war sehr gut: Wir haben einen Vorschlag gemacht, er hat Vorschläge gemacht, dann haben wir viel miteinander geredet.

Er hat uns überzeugt, dass wir Küche und Wohnen nicht trennen sollen. Jetzt hat jede von uns einen großen hellen Raum für Küche, Essen, Wohnen. Wir haben dafür den Architekten überzeugt, dass wir die Aussicht zur Straße haben wollen, nicht hinaus zum Garten. Vorne hinaus ist uns lieber, da sehen wir, was auf der Straße so passiert. Von Anfang an geplant war der Aufzug. Ohne den wären wir Pflegefälle.

Jede von uns hat ihr eigenes Stockwerk. Gewohnt wird im Neubau, Bäder und Schlafzimmer sind im alten Haus, dazwischen ist ein breiter Verbindungsgang, jede Wohnung hat einen großen Balkon. Eingerichtet haben wir alles mit unseren alten Möbeln, das war uns ganz wichtig. Wir verbringen den ganzen Tag zusammen, abends ist dann jede in ihrem Bereich. Wenn wir ein, zwei Jahre hier noch gemütlich leben können, hat sich die Sache rentiert, haben wir uns beim Bauen gedacht. Jetzt wohnen wir schon fast zwei Jahre da, und wir haben den Bau nie bereut!" (6.3.2017)