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"Zelda" ist tot. Nintendo hat seiner altbekannten Spielserie in den letzten fünf Jahren, in denen wir auf das neueste Abenteuer in Hyrule gewartet haben, langsam aber stetig die abgetragenen Kleider abgestreift und sie zu Grabe getragen. Das gute am Tod ist die Katharsis. Das Ablegen von Altlasten, die Befreiung von Erinnerungen, von allem.

Nintendos Mord an "Zelda" ist das Beste, was der Serie seit mehr als 15 Jahren passieren konnte. Dem Heldenepos wurde neues Leben eingehaucht. Man verliert sich stundenlang in der mannigfaltigen Welt, zerbricht sich den Kopf bei über hundert verschiedenen Rätsel-Schreinen und muss sich gar als "Zelda"-Veteran an das Novum des Rollenspielsystems gewöhnen, das kein Erbarmen kennt. Nintendo löst mit "Breath of the Wild" all seine Versprechen ein. Und noch viel mehr: "Zelda" ist wiedergeboren und feiert eine triumphale Rückkehr zur Hochform.

Video: So spielt sich "Zelda: Breath of the Wild".
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Der Wind des Wandels

Welcher Altlasten sich "Breath of the Wild" entledigt hat, wird bereits nach den ersten Spielminuten klar: Das ist ein Spiel, das einem absolute Freiheit gibt. Keine Grenzen, keine Anleitung, nur der Spieler und die unendlichen Weiten Hyrules.

Nintendo hat die "Zelda"-Formel umgeschrieben: Dem simplen Action-Adventure-Waffen-und-Herz-System, das 30 Jahre lang die "Zelda"-Geschichte durchzogen hat, wurde ein (für Nintendo) komplexes Rollenspielkorsett übergezogen, das an vielen Stellen sehr eng geschnürt ist. Man findet keine Herzen mehr in Krügen oder beim Grasschneiden, sondern muss, um seine Gesundheit wiederherzustellen, Speisen zubereiten. Zu oft vergisst man in den ersten Kämpfen, dass einem die Herzen nicht mehr zufliegen, und beißt schnell ins virtuelle Gras.

Auch das Waffensystem wurde generalüberholt. Statt eines einzigen Schwerts hat Link nun de facto Zugriff zu einem imposanten Waffenarsenal. Nach einem Kampf braucht man einfach nur die von den besiegten Monstern zurückgelassenen Relikte aufzusammeln und kann mit Axt, Speer oder einem Wischmopp ins nächste Gefecht starten. Die Waffen besitzen unterschiedliche Stärke-Level und brechen – lästigerweise – nach einer gewissen Zeit. Selbiges gilt für Schild und Bogen.

Die wilde, weite Welt

Das augenscheinlichste Novum ist aber die Welt selbst. Hyrule wurde in eine wahnwitzig große Open World verwandelt, die das pumpende Herz der neuen "Zelda"-Erfahrung darstellt. Nintendo erfüllt damit seinen Fans den größten Wunsch und kredenzt eine alles erkundbare, alles erklimmbare und alles zerstörbare Umgebung. Angefangen von den grünen Weiden des Hyrule Field über die sengende Gerudo-Wüste, eisige Berge, den lavaüberströmten Todesberg bis hin zu Dörfern wie Kakariko, in denen sich Rito, Zora, Goronen und Sheikah tummeln: Nintendo hat in "Breath of the Wild" eine beeindruckende Welt geschaffen, die vor Entdeckungsmöglichkeiten und opulenter Schönheit den großen Open-World-Games à la "The Witcher 3" in nichts nachsteht. Hinter jeder Ecke könnte ein Drache lauern oder eine geheime Quelle, oder in der Ferne stürzt eine Sternschnuppe zu Boden und lässt ein goldenes Licht in die finstre Nacht erstrahlen. Das Wetter treibt sein übliches Verwirrspiel und schickt mal Sonne, mal Starkregen, mal Blitze aus.

Die neue Welt bietet aber nicht nur optischen Genuss: Witterung und Außentemperatur haben mehr Einfluss auf das Gameplay denn je. In kalten Regionen hat sich Link warm anzuziehen, um nicht zu Eis zu erstarren, in der Vulkanregion benötigt er eine feuerfeste Rüstung. Aber selbst das ist nicht immer genug, um den dort vorherrschenden, extremen Temperaturen standzuhalten: Selbstgebraute Elixiere erhöhen die Resistenz zusätzlich oder geben Geschwindigkeits- beziehungsweise Ausdauer-Boosts. Und selbst Waffen sind von der neuen Gamephysik betroffen: So sollte man es tunlichst vermeiden, Bombenpfeile im brodelnden Vulkan zu spannen, denn diese detonieren sekundenschnell in Links Gesicht, während eine Klinge aus Metall bei einem der häufigen Unwetter einen tödlichen Blitzschlag anzieht.

Das härteste "Zelda" aller Zeiten

Nintendo hat sich einiges einfallen lassen, um Inventar und Gameplay in der enormen Welt realistisch zu kontextualisieren. Wer etwas zu essen braucht, muss Tiere schlachten, wer schneller vorankommen will, muss ein wildes Pferd zähmen, wer Geld scheffeln will, muss Edelsteine sammeln und verkaufen. Jedes einzelne Element greift wie ein Zahnrad in das nächste und muss vom Spieler akribisch beachtet werden. Denn "Breath of the Wild" kennt kein Erbarmen mehr. Das zerstörte Hyrule ist ein gnadenloses Pflaster, das den Spieler beim kleinsten Fehler mit dem Tode bestraft.

"Zelda" war zwar immer schon das erwachsenere Spiel in Nintendos Repertoire, aber niemals konnte man die Serie als wirklich schwierig bezeichnen. Mit "Breath of the Wild" aber hat man den Schwierigkeitsgrad ordentlich erhöht. Die berstenden Waffen, das neue Heilungssystem und die starken und oft in Gruppen auftretenden Monster lassen sogar "Zelda"-Veteranen tausend Tode sterben, sollte man nicht taktisch oder gut ausgerüstet vorgehen. Das ist oftmals frustrierend, verleitet einen aber immer wieder zum Ausprobieren neuer Taktiken, und man ertappt sich selbst, dass im Laufe des Spiels sich der eigene Geduldsfaden verlängert und man eine dicke Haut und ein elastisches Herz bekommt.

Die Jagd nach den Mecha-Titanen

Völlig nebensächlich wirkt im Kontrast zur epochalen Welt, die einem zu Füßen liegt, die Story von "Breath of the Wild". Link erwacht nach 100 Jahren aus dem Tiefschlaf. Damals setzte Calamity Ganon zu seinem letzten, alles vernichtenden Schlag aus. Einzig Prinzessin Zelda konnte ihn aufhalten und verbannte das Monstrum ins Schloss Hyrule. Dort befindet sie sich noch immer. Link soll in vier Regionen reisen und die dortigen, von Ganons Fluch befallenen Divine Beasts ausschalten – gigantische Mecha-Titanen, die die Welt zerstören. Soll ist hier das passende Wort: Ganon kann man bereits nach den ersten Spielstunden gegenübertreten, aber mit eher geringen Erfolgschancen.

Die Story wird nur bruchstückhaft über Erinnerungen und Erzählungen der Altvorderen und Überlebenden der Katastrophe tradiert. Dabei setzt Nintendo in den Cutscenes zum ersten Mal auf eine durchaus gelungene und atmosphärische Sprachausgabe. Ohnehin scheint Nintendo mit "Breath of the Wild" endlich den Dreh rauszuhaben: Die Grafik war noch nie so schön und erinnert an die Meisterwerke des Anime-Regisseurs Hayao Miyazaki. "Breath of the Wild" ist der eindrucksvolle Kompromiss zwischen kargem Realismus und farbenprächtiger Cel-Shading-Grafik.

Technische Mängel und Jammern auf hohem Niveau

Technisch hat "Breath of the Wild" so manches Defizit zu beklagen: Die getestete Switch-Version ruckelt im TV-Modus in manchen Situationen sehr stark und hat mit Framedrops zu kämpfen. Interessanterweise finden solche technische Gebrechen bei eher unüblichen Situationen wie Wetterereignissen statt oder in Dörfern mit vielen NPCs, mobil dagegen ist davon eher weniger zu spüren. Dass es bei der Wii-U-Version nicht anders sein wird, ist anzunehmen.

Auch das Umschreiben der "Zelda"-Formel könnte dem einen oder anderen sauer aufstoßen. Als Veteran tut man sich schwer, dass Pfeile, Rubine und vor allem Herzen nicht mehr zur Verfügung stehen, wenn man sie benötigt. Und in "Breath of the Wild" benötigt man diese dringend: Ein Schlag eines Feindes, und man flieht mit einem Viertel eines Herzens in die Weiten davon. Um seine Herzleiste zu erweitern, muss man nun die Schreine absolvieren. Die dort gewonnenen Belohnungen lassen sich dann gegen eine Erweiterung für die Ausdauer oder die Herzleiste eintauschen. Pfeile sind selten oder teuer zu erstehen und sind im Kampfgewitter schnell verschossen. Wenigstens die Bomben sind unendlich – dank der Runenfähigkeit von Links Sheikah Slate. Solch Kleinigkeiten dämpfen in den ersten Stunden die Spielfreude, doch das aufkommende, klassische "Zelda"-Feeling lässt einen über die Ärgernisse und vielen Tode hinwegsehen – schlucken statt spucken lautet die Devise.

Fazit

"Zelda: Breath of the Wild" läutet eine Renaissance in der Ära der Spielserie ein. "Zelda" ist nicht mehr "Zelda", sondern eine Weiterentwicklung seiner selbst. Die weite Welt bietet einem die Freiheiten, die man sich immer gewünscht hat: Sieht man in der Ferne etwas Leuchten, dann begibt man sich dorthin. Man überwindet Flüsse, Berge, Gewitter und Monsterhorden und gelangt an sein Ziel. Und das Schönste: Es zahlt sich aus. Man wird für seine Hartnäckigkeit, für seinen Weg, für seine Muße belohnt. Und das ist in "Breath of the Wild" immer der Fall.

Das Spiel und die Verfremdung der bekannten Formel sind ein Wagnis, das sich ausgezahlt hat. Die neuen Rollenspielelemente akzentuieren gekonnt das grüne Gewand, das "Zelda" seit 30 Jahren trägt, ohne fremd oder unpassend zu wirken. Auch wenn es einiges an Gewöhnung abverlangt und der Tod einem stetig im Nacken sitzt, es ist der notwendige frische Wind, nein, Orkan, der nun über die grünen, vom Kataklysmus heimgesuchten Felder Hyrules weht.

"Breath of the Wild" ist kein schier perfektes Spiel, und das ist auch nicht notwendig. Es steht für sich selbst in seiner eigenen Vollkommenheit. "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" ist Nintendos Tour de Force der Kreativität, der Erfüllung der sehnlichsten Fan-Wünsche, eine opulente Zurschaustellung der narrativen und entdeckerischen Möglichkeiten und ein Spiel, das die Freiheit und die Befreiung feiert – von den Altlasten, vom großen Vorbild "Ocarina of Time" und von "Zelda", von sich selbst. "Zelda" lebt. (Kevin Recher, 5.3.2017)

"The Legend of Zelda: Breath of the Wild" ist ab 12 Jahren für Nintendo Switch und Wii U erschienen. UVP: 69,99 Euro.

Die Nintendo Switch im Test.
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