Stefan Kraft: "Es ist schon sehr schön, dass mir etwas gelungen ist, was nicht einmal Innauer, Vettori, Gregor oder Morgi geschafft haben."

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Lahti – In der Stunde des Triumphes war für Stefan Kraft dessen historische Dimension noch Nebensache gewesen. Doch mit ein paar Stunden Abstand war sie bei Österreichs erstem Doppelweltmeister im Skispringen dann doch durchgesickert: "Es ist schon sehr schön, dass mir etwas gelungen ist, was nicht einmal Innauer, Vettori, Gregor oder Morgi geschafft haben." Letzterer, also Thomas Morgenstern, war das Idol des Buben Stefan Kraft gewesen. Der Kärntner, den Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften nach Österreichs bisher erfolgreichster Skispringer, meldete sich am Freitag: "Wie die Zeit vergeht", schrieb der dreimalige Olympiasieger und achtfache Weltmeister auf Twitter zu einem Foto von 2004, das ihn gemeinsam mit dem damals elfjährigen Kraft zeigt. "Gratulation zum zweiten Titel! Ich bin sehr stolz auf dich."

Morgenstern hat vor der Saison 2014/15 seine Karriere beendet. Sein Vertrauenstrainer Heinz Kuttin zeichnet seit April 2014 für alle österreichischen Eliteskispringer verantwortlich und hat in Kraft seinen größten Erfolgsgaranten. Der 23-jährige Pongauer adelt Kuttins vor allem zu Beginn kritisierte Arbeit. Der Coach schmückt sich allerdings nicht mit den Erfolgen seiner Nummer eins, Selbstvermarktung ist nicht die Sache des 46-Jährigen.

Kraft zählt für Kuttin nicht erst seit seinem Doppelschlag in Lahti zu Österreichs herausragenden Sportpersönlichkeiten. Auch weil sich der junge Mann mit den Erfolgen nicht großartig verändert habe. "Es ist eine ganz wichtige Geschichte, wie man zu Hause aufwächst, wie man lernt, mit Leuten umzugehen", sagt Kuttin.

Kraft wirkt nie besonders angespannt, kümmert sich um seine Facebook-Community und stellt sich mitunter sogar seltsamen Wünschen bezüglich Öffentlichkeitsarbeit, wie etwa einer Führung durch das Quartier der Österreicher in Vierumäki bei Lahti samt Fotos von einer inszenierten Polsterschlacht mit Freund Michael Hayböck und aus der Sauna.

Meine positive Art kommt mir zugute", sagt Kraft, nach den Gründen für seine aktuelle Überlegenheit befragt. Er war keineswegs ein Senkrechtstarter wie etwa Gregor Schlierenzauer, der mit noch nicht einmal 17 Jahren im erst dritten Versuch sein erstes Weltcupspringen gewann. Kraft stieg über den Alpen- und den Kontinentalcup langsam in den Weltcup auf und fand erst in seinem 50. Einzelspringen auf dieser Ebene, mit deutlich über 20 Jahren, zum Sieg. Bisher acht Erfolge, vier davon in dieser Saison, stehen für den Skigymnasiasten zu Buche. In Stams war er durch die Hände von Christoph Strickner, des aktuellen Norwegen-Trainers Alexander Stöckl und von Andreas Mitter gegangen.

Der derzeitige Trainer der Finnen ebnete Kraft den Wechsel zum Bundesheer in den Stützpunkt in Rif und in den Weltcup. "Ich habe mich stetig aufgebaut und daran geglaubt, dass ich zu den Besten gehören kann." Der dritte Rang beim Tourneefinale in Bischofshofen 2013 sei ein Schlüsselerlebnis gewesen. Rückschlägen wie der Nichtnominierung für Olympia 2014, gewann er positive Seiten ab. Während die Kollegen in Sotschi am Bindungswunder des Schweizers Simon Ammann scheiterten, setzte Kraft daheim mit Änderungen an der Bindung einen wichtigen Schritt. "Ab dann ist es richtig rund gelaufen." (APA, lü, 3.3.2017)