Saengwan und Klaus Meisinger heizen Salzburg vom Industrieviertel aus ein – mit königlich scharfer Thai-Küche.

Foto: Majken Corti

Pad Thai ist mit gerösteten und gemörserten Erdnüssen bedeckt.

Foto: Majken Corti

Das Teerak ist jene Art von Restaurant, an dem man tendenziell vorbeifährt – auch dann, wenn das Navi "Sie haben Ihr Ziel erreicht" schnarrt: ein schräg versetzter Eingang und ein blindes Fenster, das dieser Tage noch von winterlichem Schlick verschmutzt ist, dazu ein eher schummrig beleuchtetes Geschäftsschild. Mehr ist nicht.

Beschaulich ist auf dieser stark befahrenen Ausfallstraße im Salzburger Industrieviertel gar nichts, selbst die Felsen des Kapuzinerbergs sehen aus der Nähe mehr bedrohlich als pittoresk aus. Auch innen macht das Teerak mit drei Tischen in Resopaloptik, einem trägen Deckenventilator und ein paar Buddha-Statuen nicht viel her. Dafür liegt es nur wenige Ampeln von der Autobahnausfahrt Salzburg Nord entfernt, ideal für einen scharfen Zwischenstopp.

Königliche Gäste

In den Restaurantführern des Landes wird man das unaufdringliche Lokal von Saengwan und Klaus Meisinger umsonst suchen. Dabei kann das Teerak Referenzen vorweisen, von denen andere bloß träumen können. Wenn nämlich ein Mitglied des thailändischen Königshauses in Salzburg weilt – was nicht zuletzt wegen der jahrzehntelangen Verbundenheit mit "Mamarazza" Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn aus dem nahen Fuschl und der Faszination ihrer Majestäten für die kühlen Salzburger Sommer der Fall ist – dann ruft die Botschaft rechtzeitig im Teerak an, um standesgemäß würzige Verpflegung für die allerhöchsten Gäste anzufordern.

Saengwan Meisinger geht dann aber extra einkaufen, frischen Fisch im Ganzen etwa oder Wildgarnelen der speziell massiven Art, die sich bei den Preisen, die hier auf der Karte stehen, beim besten Willen nicht ausgehen. Mehr als zehn Euro – konkret 10,50 – kosten hier nur zwei Currys mit Ente, alles andere ist viel günstiger. Schließlich setzt sich der überwiegende Teil der Kundschaft aus Take-away-Klientel und Mitgliedern der Salzburger Thai-Community zusammen. Neben den Kochkünsten der Chefin des Hauses schätzen sie die gelassene, in sich ruhende, geradezu buddhagleiche Art, mit der Klaus Meisinger den Service schupft – vorzugsweise zwischen einem Plausch mit Stammgästen und der einen oder anderen Zigarette.

Crunch der Papaya

Was dann aufgetragen wird, hat es in sich. Fantastisch knackiger Papaya-Salat etwa, eine Riesenportion mit gerösteten Erdnüssen und einer Marinade, welche die rohe Power der Fischsauce mit Limettensaft, Palmzucker und nicht zu wenig Chili wunderbar moderiert. Dass er auf Frisée- und Rucolablätter gebettet wird, mag nicht klassisch sein. Zarte Bittertöne und senfkohlige Schärfe verleihen diesem Wunder von einem Salat aber zusätzlich Tiefe.

Oder Thod Mun Pla, elastische Fischküchlein, frisch frittiert, erfüllt vom explosiven Aroma der Limettenblätter. Thom Yam Goong, die wohl quintessenzielle Thai-Suppe, wird als Hauptspeise mit einer Schüssel Reis serviert: Zitruspower pur, ein sauer-scharfes Kompendium aus Limettensaft und -blättern, Lemongrass und Chili, mit knackigen Garnelen, Koriander und reichlich Champignons, die das würzige Labsal gierig aufsaugen.

Pad Thai ist (siehe Bild) mit gerösteten und gemörserten Erdnüssen bedeckt, darunter verbergen sich die mit Ei gebratenen Reisnudeln, mit subtiler Tamarindensäure aufgezwirbelt und mittels Palmzuckers, getrockneter Garnelen, Bambus- und Bohnensprossen, karamellisierter Schalotte und frittierten Tofus (oder Garnelen) zu einer ebenso wohligen wie exotischen Herrlichkeit gebraten. Dazu gibt es Singha-Bier, wobei Stammgäste und Hausleute das lokale Stiegl aus der Großflasche vorziehen. (Severin Corti, RONDO, 10.3.2017)

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