Wie hätte es ausgesehen, wenn Russlands letzter Zar Nikolaus II. auf Facebook gewesen wäre? Revolutionsführer Lenin auf Twitter? Avantgardemaler und -Dichter damals schon auf Instagram? Ein Team um den Moskauer Journalisten Mikhail Zygar inszeniert das russische Revolutionsjahr 1917 als Social-Media-Projekt.

Tagebücher, Briefe und Artikel als Quellen

"Unser Hauptziel ist, Geschichte populär zu machen, die Vielstimmigkeit der historischen Personen einem maximal großen Publikum nahezubringen", so beschreiben es die Organisatoren. Für hunderte damalige Akteure werden ein Jahr lang ihre Gedanken und Beobachtungen von taggenau vor 100 Jahren gepostet. Quellen sind Tagebücher, Briefe, Zeitungsartikel. Die Details stimmen bis zur Tagestemperatur in der Hauptstadt Petrograd und in Moskau, bis zu Rubelkurs und Getreidepreis.

"Spät aufgestanden", vermerkt der Zar für den 5. März 1917. "Habe es geschafft, vor dem Dinner alle notwendigen Papiere zu lesen." Mit keinem Wort deutet sich an, dass dem Herrscher über das Riesenreich noch zehn Tage bis zum Abdanken bleiben. Dabei schreibt die Hofdame Anna Wyrubowa, dass der jüngere Bruder, Großfürst Michail Alexandrowitsch, dem Zaren von Unruhe in der Armee berichtet habe.

Wie in jedem sozialen Netzwerk kann man seine Freunde abonnieren und ihre Posts kommentieren. Der Großteil des Projekts ist auf Russisch, doch ein Teil des täglichen Materials wird auf Englisch übersetzt. (APA/dpa, 8.3.2017)