Der Film "Fux" soll den Alltag von Burschenschaftern zeigen.

Foto: Xenia Dürr
Foto: Xenia Dürr

Wien – An einem langen Holztisch sitzen junge Männer in Couleur, am Kopfende ein großer, blonder Deutscher. Er spricht über europäische Städte, die zu Vergewaltigungszonen werden, Gutmenschen, die "den anderen" helfen in "unsere Straßen" einzudringen. Die restlichen Männer nicken. Schnitt, Ende der Szene.

Olivia Requat, Autorin und Produzentin des Kurzfilms "Fux" kam durch die Gegendemonstrationen des in Wien stattfindenden Akademikerballs mit dem Thema Burschenschaften in Berührung. "Ich wollte herausfinden, warum diese ein Auffangbecken für junge Leute sind", sagt sie. Requat begann zu recherchieren, traf Mitarbeiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) und sprach mit ehemaligen Burschenschaftern.

Dabei stellte sich ein wichtiger Aspekt für den Beitritt in eine Burschenschaft heraus: der Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit. So entstand die Geschichte eines Mannes, der als neues Mitglied, als "Fux", in eine schlagende Burschenschaft eintritt. Es ist ein Kurzfilm, der Einblick in den Alltag einer Verbindung liefern soll.

Unerwarteter Darsteller

Für die Besetzung des Filmes inserierte das Team bei Schauspielagenturen. Sein Aufruf landet schließlich auch auf einer Facebook-Seite von Studentenverbindungen. Hier stolpert Felix Noack, ein Corpsstudent aus Deutschland, über das Inserat und bewirbt sich für die Rolle des Burschenschafters Erwin. "Eigentlich wollten wir keine Verbindungsmenschen casten, weil wir nicht wussten, wie wir damit umgehen", sagt Requat. Doch Noack überzeugte und bekam die Rolle.

Der Jus-Student trat zu Beginn seines Studiums einem Corps bei. Die Mitgliedschaft in einer Verbindung war für ihn naheliegend – sein Vater und sein Großvater waren in Studentenbünden aktiv.

Für ihn sind sein Status als schlagender Corpsstudent und das Spielen eines Burschenschafters kein Interessenkonflikt: "Ich denke nicht, dass der Film bei Verbindungsstudenten schlecht ankommt. Es ist ein Vorhalten eines verzerrten Spiegels." Noack lieferte auch Requisiten, um "den Film authentischer zu machen".

Requat schätzte es, das Drehbuch mit einem Verbindungsstudenten diskutieren zu können: "Er konnte nur wenig schlecht Recherchiertes oder Unrichtiges finden." Noack sieht dies anders: "Es werden einige Klischees in dem Film dargestellt, die nicht der Realität entsprechen."

Keine Identifikation

Dass Noack sich mit einigen seiner Filmzitate nicht identifizieren kann, liege daran, dass er als Corpsstudent zwar Mitglied einer Studentenverbindung, aber keiner Burschenschaft sei. "Meist sind Burschenschaften politischer als Corps. Corps verstehen sich mehr als Geselligkeitsvereine denn als politische Kampfbünde", sagt Bernhard Weidinger vom DÖW. Manche Corps könnten als liberal bezeichnet werden, andere stünden der rechten Gesinnung der Burschenschaften sehr nahe.

"Die Ähnlichkeiten zu Burschenschaften überwiegen nach außen hin natürlich", sagt Noack. Extreme Burschenschaften, die politische Standpunkte vertreten, würden das Bild in der Gesellschaft prägen. "Ich bin aber der Meinung, dass Verbindungen nichts mit Politik zu tun haben sollten", sagt Noack.

Fux befindet sich derzeit in der letzten Schnittphase. Ab Mitte des Jahres soll der Film zu sehen sein. (Sarah Yolanda Koss, 14.3.2017)