Bei einem Betriebsbesuch am Mittwoch bei Siemens in Wien präsentierte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) eine Lehrlingsoffensive. Lehrberufe müssten an die Digitalisierung der Arbeitswelt angepasst werden. Die Modernisierung der Lehrlingsausbildung wird von der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und dem ÖVP-Wirtschaftsbund begrüßt. Die Jugend der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) im ÖGB sieht auch die Arbeitgeber gefordert: Das Problem sei die mangelnde Bereitschaft der Betriebe, Lehrlinge auszubilden.

Die Imageaufbesserung der Lehrberufe sowie eine bessere Durchlässigkeit zwischen dualer und tertiärer Bildung seien wichtig, um den bestehenden Fachkräftemangel in Österreich zu bekämpfen, konstatiert Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Positiv sei auch, dass künftig die vollen Kosten für alle Vorbereitungskurse von Lehrabschlussprüfungen übernommen werden, denn solche Kurse seien besonders wichtig, da deren Absolventen auch bei den Lehrabschlussprüfungen signifikant besser abschneiden.

Neuerungen und Aktualisierungen

Das vorliegende Paket mit seinen angekündigten Neuerungen und Aktualisierungen gehe in die richtige Richtung, meint der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer. "Megatrends wie Digitalisierung und Globalisierung müssen ausreichende Berücksichtigung finden." Es wäre angebracht, neben den einzelnen Lehrberufen und Ausbildungsverordnungen das gesamte System der dualen Berufsausbildung zukunftsfit zu konzipieren.

Auch der ÖVP-Wirtschaftsbund begrüßt die Initiative. Die duale Ausbildung sei ein Erfolgsmodell 'made in Austria', das europaweiten, wenn nicht sogar weltweiten Vorbildcharakter habe. Durch die Maßnahmen werde die Fachkräfte-Ausbildung in Österreich noch attraktiver, erklärte Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner.

Arbeitgeber in die Pflicht nehmen

Mit einem "lachenden und weinenden Auge" kommentiert die Jugendvorsitzende der FSG, Carina Köpf, das Lehrlingspaket. Mit der Übernahme der vollen Kosten für die Vorbereitungskurse auf die Lehrabschlussprüfung werde beispielsweise eine Forderung der FSG-Jugend endlich umgesetzt. Das Problem bestehe aber darin, dass immer weniger Betriebe Lehrlinge aufnehmen, um sie auszubilden. "Die Wirtschaft soll sich endlich ihrer sozialpolitischen Verantwortung bewusst werden und Jugendlichen mehr Chancen auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung und faire Bezahlung ermöglichen", meint sie. Daher sollte nicht nur die Berufsbilder, sondern auch die Arbeitgeber fit gemacht werden für die Lehrausbildung.

"Bestehende Berufsbilder werden sich im Zuge der Digitalisierung massiv ändern. Daher ist das von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner präsentierte Lehrberufspaket ein wichtiger Schritt, um Österreich fit für Industrie 4.0 zu machen", sagt Lothar Roitner, Geschäftsführer des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). (APA)