In Deutschland läuft eine Debatte, ob der türkische Präsident Tayyip Erdoğan vor Deutschtürken für seine diktatorischen Vollmachten werben darf. Erdoğan dazu: "Wenn ich will, komme ich morgen. Ich komme, und wenn ihr mich nicht hereinlasst oder mich nicht sprechen lasst, dann werde ich einen Aufstand machen."

So spricht ein türkischer Chuck Norris. Sie wissen nicht, wer Chuck Norris ist? Na, ein amerikanischer Actiondarsteller in B-Movies. Chuck Norris wurde soeben 77 Jahre alt. Macht aber nichts, denn der Martial-Arts-Virtuose hat längst weltweiten Kultstatus. Chuck Norris hat als Kind Sandburgen gebaut – man nennt sie heute "die Pyramiden". Und kürzlich hat sogar die Katze von Chuck Norris zwei Feuerwehrleute aus einem Baum gerettet.

Im Zusammenhang mit dem türkischen Chuck Norris gibt es mehrere Fragen. Die rechtliche hat das Bundesverfassungsgericht schon geklärt: Die Versammlungsfreiheit gibt keinem ausländischen Politiker das automatische Recht, seine undemokratischen Vorstellungen zu verbreiten. Auch ob Deutschland (und Europa) wirklich durch die Türkei so erpressbar ist, darf bei genauer Betrachtung bezweifelt werden. Es ist eine Frage der politischen Abwägung. Davon abgesehen stellt sich allerdings die Frage, warum so viele Türkischstämmige im demokratischen Europa in Erdoğan ein Chuck-Norris-ähnliches Idol sehen. (Hans Rauscher, 10.3.2017)