In Mossul scheinen die irakischen Truppen schneller voranzukommen als erwartet, und auch aus seiner syrischen "Hauptstadt" Raqqa beginnt sich der IS angesichts der anrollenden Offensive abzusetzen. Dass es tatsächlich einmal ein staatsähnliches Gebilde namens "Islamischer Staat" gab, wird hoffentlich bald Geschichte sein, wenngleich eine durch Massengräber belegte.

Allerdings ist die Frage nach der politischen Zukunft des ehemaligen IS-Territoriums vor allem in Syrien noch nicht beantwortet. Was ins Auge sticht, ist, dass die arabische Welt bei der Neuordnung des Landes, das als Wiege des arabischen Nationalismus gilt, nichts mitzureden hat. Bashar al-Assad hat zwar erneut angekündigt, dass seine Truppen Raqqa befreien werden. Aber nicht einmal der wahnhafte syrische Präsident kann übersehen, wem er zu verdanken hat, dass er dort steht: Russen und Iranern.

Russland, Iran, Türkei, USA: Das sind die Akteure. Saudi-Arabien hat mit seiner Syrien-Politik Schiffbruch erlitten und ist abgemeldet. Jordanien, das einmal als mögliche Ordnungsmacht in Südsyrien galt, ist – Israel sieht es mit Sorge – viel zu schwach. Die Arabische Liga hat schon gar keine Meinung zu Syrien und bleibt tief gespalten. Aber ob so eine Neuordnung entstehen kann, die von den Menschen als authentisch und nicht von außen aufgezwungen akzeptiert wird – was ja einer der Gründe für den Erfolg des IS war –, sei dahingestellt. (Gudrun Harrer, 13.3.2017)