Der Vorschlag hat ein gewisses jugendpopulistisches Potenzial: Matura ohne Mathematik! Wer will, kann es als Wahlfach wählen, aber niemand muss mehr. Das wäre doch was. Juhu! Endlich das hierzulande mit einer seltsamen kollektiven Lust zum selbsttätigen Unfähigkeitsouting behaftete Fach – nicht nur viele "Promis" bekunden freimütig, dass sie in Mathe "so richtig schlecht" waren – aus dem Maturakanon entfernen. Das ist zumindest das politische Versprechen oder der Wunsch des grünen Jugendsprechers Julian Schmid.

Er verstehe nicht, warum man alle zwinge, "den gleichen Abschluss zu haben", fragte er in Ö1. Die Antwort hätte er beim Bildungssprecher seiner Fraktion, Harald Walser, erfragen können. Weil Mathematik eines der "zentralen Fächer" ist. Und wenn man meint – und es gibt gute Gründe dafür -, dass Mathematik und das Verständnis dafür auch ein Schlüssel für das Funktionieren der Welt und vieler Dinge im Alltag ist, dann ist es sinnvoll, dieses Fach mit hoher schulischer Priorität zu versehen.

Dass das zu oft nicht oder schlecht gelingt, wie auch an den hohen Fünferraten bei der schriftlichen Prüfung, die Schmid als Grund gegen Mathe als Maturafach anführt, ablesbar ist, spricht nicht gegen das Fach, sondern dagegen, wie es gelehrt wird. Vermutlich kommt aber auch dazu, dass es noch immer zu viele Leute cool finden, Mathe blöd zu finden. Damit könnten sie sich gründlich verrechnen. (Lisa Nimmervoll, 12.3.2017)