Kellyanne Conway, oft gut gelaunt.

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Kellyanne Conway hat einen nicht immer ganz einfachen Job: Als Beraterin des US-Präsidenten gehört es zu ihren Aufgaben, dessen Behauptungen gegenüber der Presse zu erläutern. Schwierig ist das vor allem deswegen, da dieser einen gewissen Hang zum "kreativen" Umgang mit Fakten zeigt und Aussagen tätigt, bei denen sich selbst seine engsten Gefolgsleute damit schwertun, sie mit der Realität kompatibel zu machen.

Abhörung?

Ein Paradebeispiel hierfür ist die von Trump unlängst via Twitter verbreitete Behauptung, sein Vorgänger Barack Obama habe im Wahlkampf sein Telefon abhören lassen. Von Trump wurden die Vorwürfe ohne irgendwelche Beweise in den Raum gestellt. So musste auch Pressesprecher Sean Spicer einige rhetorische Volten vornehmen, um angesichts all der öffentlichen Dementis aus ehemaligen Regierungskreisen und von den Geheimdiensten nicht offen eingestehen zu müssen, dass der Präsident hier schlicht wilden Spekulationen aufgesessen ist.

Der umstrittene Tweet von Donald Trump.

Mikrowellen?

Conway lässt sich hingegen ganz auf die Denkweise ihres Chefs ein und spinnt die Idee sogar noch weiter. In einem aktuellen Interview stellte sie die Theorie auf, dass Trump mithilfe von Mikrowellengeräten abgehört worden sein könnte. Immerhin zeige die Veröffentlichung von internen Daten der CIA durch Wikileaks, dass es möglich ist, Mikrowellen in Kameras zu verwandeln.

Faktencheck

Das Problem dabei: Die Behauptung Conways ist schon allein aus technischer Perspektive schlicht Unsinn, wie "Wired" in einem aktuellen Artikel ausführt – selbst wenn davon abgesehen wird, dass sich in den veröffentlichten Dokumenten keinerlei Passagen zu Mikrowellen befinden und dass Trump eine Tonabhörung – und keine bildliche – insinuiert hat. Denn auch wenn Mikrowellenöfen auf einer ähnlichen Technologie wie beim Radar basieren, so wären damit erzeugte Bilder extrem ungenau. Zudem ist eine Mikrowelle – im Gegensatz zu einem Radar – so gebaut, dass sie die Strahlen innerhalb des Gehäuses halten soll, eine Umkonfiguration wäre also von außen unmöglich und auch sonst einfach widersinnig angesichts anderer Abhörmöglichkeiten.

Mittlerweile hat Conway ihre Aussage aufgrund der rasch einsetzenden Kritik ein Stück weit relativiert. Ihr Statement sei aus dem Zusammenhang gerissen worden, betonte sie gegenüber CNN. Zudem sei sie nicht "Inspektor Gadget", auch wenn sie mittlerweile nicht mehr davon überzeugt sei, dass Trump via Mikrowellen abgehört worden sei.

Rückzug

Unterdessen versucht sich Pressesprecher Spicer am langsamen Rückzug. Am Montag betonte er vor der Presse, dass Trump eigentlich nie "Abhören" gemeint habe, sondern generell auf Überwachung hinweisen wollte. Immerhin habe er den Begriff unter Anführungszeichen gesetzt. Eine Behauptung, die bei Beobachtern allerdings nur für weiteres ungläubiges Stirnrunzeln sorgte. Immerhin sprach Trump nur zwei Tweets später wörtlich davon, dass Obama sein Telefon abhören hat lassen – und zwar ganz ohne irgendwelche Anführungszeichen. (red, 14.3.2017)