Wien – "Der digitalen Welt ein Gesicht geben", lautet das Motto der Allianz-Gruppe Österreich. 2016 wuchs der Versicherer in allen Geschäftsbereichen stärker als der Markt und sieht nun "den Rücken frei" für neue digitale Wege, so Vorstandsvorsitzender Wolfram Littich. Konkret geht es um ein Geschäftsmodell, das analoge und digitale Strategien miteinander verschränkt, dem Kunden also jedwede Kombinationsmöglichkeit, auch Zwischenvarianten, offenlässt.

Eine Krankenversicherung könne beispielsweise mit nur drei Antragsfragen in der U-Bahn ausgefüllt werden. Bei einer Zusatzversicherung reiche es, eine Arztrechnung oder eine Verschreibung zu fotografieren und zu übermitteln – bei einem Autounfall werde das Foto per Handy übermittelt, und es könne binnen einer Stunde das Geld am Konto sein, sofern sich der Versicherte für eine Barablöse anstelle einer Kfz-Reparatur entscheidet, so Littich. Besichtigungen solle es in diesen Fällen nicht mehr geben. Ebenso soll künftig der Kauf bestimmter – einfacher – Produkte ablaufen. Humandigital lautet die Bezeichnung dafür. Das heißt, der Kunde hat die Möglichkeit, während eines Onlineeinkaufs auf eine persönliche Beratung zu switchen.

Steigende Mitarbeiterzahl

Digitalisierung heiße nicht zwangsläufig Personalabbau. So will die Allianz im laufenden Geschäftsjahr im Vertrieb 130 Mitarbeiter aufnehmen und ihre Rentabilität weiter steigern. Der Gewinn ging um 6,3 Prozent auf 87 Millionen Euro zurück, doch: "Ein starkes Vertriebsergebnis hat uns in einem insgesamt schrumpfenden Markt ein Prämienplus von 1,0 Prozent auf knapp 1,4 Millionen Euro beschert", resümiert Littich.

Vor allem die Krankenversicherung boomt weiter. Ein Plus von 7,9 Prozent ließ die Einnahmen auf 68,4 Millionen Euro steigen. Der entsprechende Referenzwerte im Markt lag bei plus 1,7 Prozent. Im Segment Schaden-Unfall konnte ein Bruttoprämienwachstum um zwei Prozent erzielt werden. Im Bereich der Lebensversicherungen fiel der Umsatz mit 2,2 Prozent moderater aus, Die Gesamtbranche, so Littich, musste in einem schwierigen Umfeld ein Minus von 9,1 Prozent hinnehmen. Die klassische Lebensversicherung verliere in einem Niedrigzinsumfeld als Anlage zwar weiter an Attraktivität, die Allianz könne ein solches jedoch noch dreißig Jahre lang stemmen.

Leistungen insgesamt rückläufig

Die Aufwendungen für Versicherungsfälle gingen insgesamt um 3,2 Prozent auf 957,6 Millionen Euro zurück. Im Bereich Schaden-Unfall seien die Leistungen um 4,7 Prozent zurückgegangen, in der Krankenversicherung um 9,2 Prozent gestiegen. In der Lebensversicherung gab es einen Rückgang um 1,8 Prozent.

Die Kapitalanlagen wuchsen um 4,3 Prozent auf 6235 Millionen Euro. Der Gewinn lag mit 93,3 Millionen um 6,3 Prozent niedriger als im Vorjahr. Die Zahl der Kunden konnte 2016 um 13.000 gesteigert werden. Durch die Digitalisierungswelle sollen es heuer noch mehr werden. (red, 14.3.2017)