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Schüler, Eltern und Lehrer wünschen sich, dass schulpflichtige Flüchtlingskinder eigene Vorbereitungsklassen in Wien besuchen, bevor sie dem regulären Unterricht folgen können. Das geht aus einer Umfrage der VP-nahen Schülerunion im Rahmen ihrer Initiative Vielfalt hervor. Beinahe 10.000 Personen (gut 8.200 Schüler, 530 Lehrer, 730 Eltern) nahmen an der schriftlichen Befragung teil. "Momentan gibt es einige Deutschklassen für Flüchtlinge von verschiedensten Einrichtungen. Leider finden diese oftmals außerhalb des Schulgebäudes statt. So führt der eigentliche Integrationsprozess häufig zu einer Ausgrenzung", kritisiert Ebrahim Radwan, Landesobmann der Schülerunion Wien.

Im selben Ausmaß (rund 80 Prozent), wie sich die befragten Personen Vorbereitungsklassen wünschen, sprachen sie sich für Gemeinschaftsunterricht in Fächern wie Werken, Turnen, Bildnerische Erziehung und Englisch aus. In diesen Fächern sei die deutsche Sprache nicht ausschlaggebend. Flüchtlinge könnten dadurch Kontakte zu anderen Schülern aufbauen und der Bildung von Parallelgesellschaften könnte so entgegengewirkt werden, sagt Radwan.

Buddysystem zur Unterstützung

Die Initiative Vielfalt wurde gestartet, da in Wien eine große Zahl an Flüchtlingen lebt. Darunter sind auch rund 3.600 Kinder, die – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus – schulpflichtig sind. Damit Integration und Schulerfolg sich gleichermaßen einstellen, würden knapp drei Viertel der Befragten Flüchtlinge freiwillig in und außerhalb der Schule unterstützen. Ein Buddysystem sei eine einfache, kostenarme und effektive Art der Betreuung, Schülerinnen und Schüler, die sich hier ehrenamtlich engagieren, sollten aber auch eine Form der Anerkennung in Form eines Zeugnisvermerks bekommen, so der Vorschlag der Schülerunion.

Gezielte Fortbildungen für Lehrkräfte sind eine weitere Forderung der Schülerunion. Diese Fortbildungen sollen interkulturelle Aspekte genauso beinhalten wie Unterrichtsmethoden, damit reguläre Schüler nicht vernachlässigt werden und Flüchtlingskinder nicht den Anschluss verlieren. Denn immerhin die Hälfte der teilnehmenden Lehrer fühlt sich nicht ausreichend auf die Situation vorbereitet, so Radwan. Knapp die Hälfte der befragten Personen wünscht sich auch mehr Sozialarbeiter.

FPÖ fühlt sich bestätigt

In ihren bisherigen Forderungen bestätigt sieht sich durch die Umfrage die Wiener FPÖ. "Wir wünschen uns, dass alle Maßnahmen mit einhergehender Pflicht, Deutsch in der Schule als gemeinsame Sprache zu pflegen, umgesetzt werden", sagt Maximilian Krauss, Bildungs- und Jugendsprecher der FPÖ-Wien.

Die SPÖ befürwortet prinzipiell das Modell, bei dem Flüchtlinge direkt in Regelklassen eingeschult werden. Um nicht bestehende Klassen auseinanderzureißen, wurden allerdings nach der großen Fluchtbewegung 2016 vereinzelt reine Flüchtlingsklassen eingerichtet. Derzeit gibt es noch fünf solche Klassen in Wien. (ost, 15.3.2017)