Nest
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Über 13.100 Mal wurde im vergangenen Jahr in österreichische Wohnungen und Häuser eingebrochen. Das ist zwar ein Rückgang von 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr; viele Menschen sorgen sich dennoch um die Sicherheit in ihrem Heim. Hier will Google-Schwester Nest mit einem neuen Angebot punkten. Das Unternehmen, das von Ex-Apple-Mitarbeitern gegründet und mittlerweile zur Google-Dachfirma Alphabet gehört, brachte Anfang Februar seine Überwachungskameras für Innen und Außen auch in Österreich auf den Markt.

Personen identifizieren

Nest will vor allem mit deren Smartness punkten: Ein gemeinsam mit Google entwickelter Algorithmus sorgt etwa dafür, dass die Kameras den Zutritt von Personen oder andere Aktivitäten im Haus identifizieren können. Das funktioniert ziemlich gut: Betrat während des Testvorgangs jemand das Zimmer mit Nest-Kamera, folgte sofort ein E-Mail, das über einen Zutritt "einer Person" informierte.

Die App alarmiert Nutzer, wenn sich im Eigenheim etwas tut
Foto: Nest

Auch die Aktivitätsanzeige funktioniert gut und reagiert etwa, wenn sich die Katze entschließt, das Sofa nach mehreren Stunden Mittagsschlaf zu verlassen. Während des einmonatigen Testvorganges wurde die Katze von Nest lediglich einmal für eine Person gehalten, wobei sie da auf zwei Beinen auf einem Tisch stand und zugegebenermaßen menschenähnlich wirkte. Laut Nest entwickle sich der Algorithmus ständig weiter, weshalb derartige Fehler immer seltener werden sollen. In Kürze soll etwa erkannt werden, ob sich Türen öffnen.

Die Kamera kann etwa via Standbein, Stativ, Montage oder Magnet befestigt werden
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Was im Eigenheim los ist, kann jeder User per App (iOS, Android), Desktop-Browser oder Apple/Android TV live über Bild und Ton verfolgen und gegebenenfalls kommentieren. Die Sprachausgabe erfolgt über Lautsprecher, die in der Überwachungskamera verbaut ist. Kostenlos ist die Speicherung des Videofeeds für drei Stunden. In der App kann man also im Schnelldurchlauf die letzten 180 Minuten begutachten. Wer längere Aufzeichnungen will, muss "Nest Aware" abonnieren, wobei Kunden nach dem Erwerb der Kameras ein kostenfreies Probemonat des Services erhalten.

Zwei Aboversionen

Bei "Nest Aware" gibt es zwei Varianten: Für 10 Euro pro Monat/100 Euro pro Jahr wandern zehn Tage Videoverlauf einer Kamera auf die Nest-Cloud, für 30 Euro im Monat/300 Euro im Jahr ganze 30 Tage. Letzteres ist eher für Inhaber von Geschäftslokalen gedacht. Die Cloud steht übrigens in Irland, die Daten unterliegen daher EU-Datenschutzregelungen. Jede weitere Kamera schlägt mit halbem Preis fürs Abo zu Buche. Ohne Abo ergibt Nest nur wenig Sinn, da mit drei Stunden gespeichertem Videoverlauf Nutzer nach dem Aufwachen nicht wissen, was in der vergangenen Nacht geschehen ist. Das Abo kann aber flexibel gekündigt werden, also etwa nur für die Urlaubszeit abgeschlossen werden.

1080p und 130 Grad

Die Qualität der Kameraaufnahmen ist sehr gut. In 1080p sind die Vorgänge im Eigenheim deutlich erkennbar. Mit einem Weitwinkel von 130 Grad kann die Überwachungskamera, wenn sie an einem strategisch günstigen Ort platziert wird, beinahe den ganzen Raum aufnehmen. Bei Dunkelheit wird ein Nachtsichtmodus aktiviert, der ebenfalls gute Ergebnisse liefert. Die Außenkamera verfügt auch über 1080p-Aufnahmequalität und 130 Grad-Winkel. Die zwei Kameratypen unterscheiden sich eigentlich nur in Robustheit und Installationsart, es geht also tatsächlich nur um die Frage, ob man die Kamera innen oder außen verwenden will. Beide Modelle sind für je 199 Euro zu haben.

Mit Nest erfährt man endlich, ob die Katze das Frühstück in Ruhe lässt (Antwort: Nein)
Foto: fsc

Die Innenkamera kann mit einem Standfuß oder Stativ platziert werden, außerdem ist sie magnetisch. Zusätzlich ist eine Montage an der Wand möglich. Im Test wurde sie via Standbein auf einem Regal im Wohnzimmer positioniert. Durch ihr unauffälliges Design dürfte sie sich schnell in das Raumbild der meisten Kunden einfügen. Die Außenkamera wird hingegen montiert, eine Magnethalterung sorgt für Stabilität. Die Kamera benötigt einen Stromanschluss, USB-Kabel und Netzteil sind wetterfest.

Die Außenkamera erscheint mit wetterfesten Kabeln
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Prinzipiell einfache Installation

Die Kameras loggen sich bei der Installation in das heimische WLAN ein. Das sollte unkompliziert sein, war aber beim Test nicht so. Allerdings gibt es einen praktischen Plan B: Die Kamera einfach an den nächsten Laptop oder Standrechner anschließen und diesen als Installationshilfe benutzen. Das hat anstandslos funktioniert.

In der Nest-App können dann einzelne Nutzerkonten aktiviert werden. Einstellungen erlauben den Schutz der Privatsphäre. Jeder User kann etwa festlegen, dass sich die Kameras bei seinem Betreten des Eigenheimes ausschalten. So soll verhindert werden, dass sich Mitbewohner gegenseitig ausspionieren. Im Zweifelsfall kann man sich aber mit dem Ausstecken der Nestkameras beruhigen.

Smarter Rauchmelder

Zusätzlich im Angebot hat Nest außerdem den smarten Rauchmelder Nest Protect. Dieser warnt vor Kohlenmonoxid, kann aber auch als Nachtlicht fungieren. "Eine Lieblingsfunktion unserer Kunden", schreibt Nest – die sich tatsächlich als recht nützlich erweist. Der Rauchmelder funktioniert recht gut und identifiziert etwa Dampf und Tabakrauch als ungefährliches "Rauch-Ereignis".

Nest Aware kann auch als Nachtlicht fungieren
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Ist der Benutzer während eines Vorfalles außer Haus, kann der smarte Rauchmelder die Überwachungskameras selbstständig aktivieren. So kann sofort nachgesehen werden, ob es tatsächlich brennt. Der Erwerb des 119 Euro teuren Rauchmelders ergibt aber auch ohne den Besitz der Überwachungskameras durchaus Sinn. Im Lauf des Jahres soll dann auch noch ein smartes Thermostat folgen. Nest hofft, das Produkt veröffentlichen zu können, bevor die nächste Heizperiode beginnt. Es sei jedoch schwierig, eine optimale Lösung für all die verschiedenen Heizungssysteme in Österreich und Deutschland zu finden, heißt es in einem Hintergrundgespräch.

Kommunikation miteinander und nach außen

Die einzelnen Nest-Geräte kommunizieren nicht nur miteinander, sondern auch mit externen Anbietern, beispielsweise mit Samsung Smart Home. Nest teilt Samsungs Smart Home Kit etwa mit, wann der Nutzer zuhause oder unterwegs ist. Ebenso soll Nest mit den smarten Glühbirnen von Osram funktionieren oder bei einem "Rauch-Ereignis" über den Smart Garden Hub Sprinkler aktivieren. Eine Integration weiterer Anbieter ist geplant, die Liste an Partnern ist in den USA bereits um einiges länger. Unabhängig von Nest bleibt aber die Tatsache bestehen, dass im Smart Home-Markt viele unterschiedliche Anbieter mit eigenen Standards arbeiten und man sich daher am Besten vor dem Erwerb einzelner Geräte überlegt, ob und wie diese miteinander agieren sollen.

Der smarte Rauchmelder alarmiert Nutzer über "Rauch-Ereignisse"
Foto: Nest

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Nest-Kameras kein Must-Have sind. Denn glücklicherweise sind Überwachungskameras an sich in den meisten Haushalten nicht notwendig. Wer jedoch Interesse an dieser Schutzmaßnahme hat, ist bei Nest sicher gut aufgehoben. Die Installation ist einfach, das Design schick und die Handhabung problemlos. Der Preis ist etwas happig, die meisten smarten Überwachungskameras lassen sich jedoch in dieser Kategorie einordnen.

Für den Rauchmelder gilt, dass Nest sich hier im Premium-Bereich bewegt. Qualitativ hochwertige Rauchmelder sind weitaus günstiger zu haben – die sind jedoch nicht smart. Wer plant, sein Zuhause zu vernetzen und Nest-Überwachungskameras anzuschaffen, liegt daher mit dem Nest-Rauchmelder definitiv auf der richtigen Seite. (Fabian Schmid, 20.3.2017)