Die Computervisualisierung zeigt den Autobahnverlauf nach der Einhausung im Bereich des Ortszentrums von Zederhaus.

foto: asfinag

Salzburg – Berg, Bach, Autobahn, Dorf, Berg – viel Platz ist im Lungauer Zederhaustal nicht. Die mautpflichtige Tauernautobahn-Scheitelstrecke durchschneidet das Tal in seiner gesamten Länge, verbraucht wertvollen Platz und erfüllt das Gebirgstal mit Motor- und Abrolllärm. Mit kommendem Montag ist es aber damit vorbei: Ein wichtiger Abschnitt der A10 im Zederhaustal südlich des Tauerntunnels verschwindet komplett unter der Erde.

Ab Montag fahren die im Durchschnitt 20.000 Fahrzeuge täglich durch beide Röhren der "Einhausung Zederhaus". Die erste Röhre ist schon seit Ende 2015 in Betrieb. Für dieses etwas mehr als 1,5 Kilometer lange Lärmschutzbauwerk hat der Straßenerhalter Asfinag 70 Millionen Euro in die Hand genommen.

Landwirtschaft und Tourismus

Mit dem Lärmschutz allein ist es aber nicht getan. Um in dem engen Tal auf etwa 1.200 Meter Seehöhe wieder Fläche zurückzugewinnen, wird die Einhausung bis zum Sommer überschüttet und so teilweise wieder für die Landwirtschaft oder Freizeitzwecke nutzbar gemacht. Dafür musste die Autobahn nicht nur überbaut, sondern auch auf einer Strecke von über 800 Metern verlegt und zwei Meter tiefer gebaut werden.

Für das kleine Zederhaus mit seinen 1.200 Einwohnern brechen nun völlig neue Zeiten an. Mit dem Naturpark Riedingtal setzt man auf naturnahen Tourismus: Wandern, Bergsteigen, Skitouren stehen auf dem Programm. Die ersten Investoren sind auch schon auf den Plan getreten: Seit etwas mehr als einem Jahr betreiben hier die Exskirennläufer Hermann Maier und Rainer Schönfelder ein 120-Betten-Hotel.

Dass der kleine Ort, dem man vor mehr als vier Jahrzehnten die Tauernautobahn quasi durch den Vorgarten betoniert hatte, nun einen Lärmschutz bekommt, hängt eng mit der Brandkatastrophe im Mai 1999 zusammen. Damals kamen in dem etwa 6,5 Kilometer langen Tauerntunnel nach einem Auffahrunfall zwölf Menschen ums Leben, dutzende wurden verletzt, der einröhrige Tunnel war monatelang gesperrt.

Moderater Verkehrszuwachs

In der Folge wurden dann der Katschberg- und der Tauerntunnel 2009 beziehungsweise 2010 vierspurig ausgebaut. Um die damit verbundene Fahrzeugfrequenzsteigerung abzufedern, wurden umfangreiche Lärmschutzmaßnahmen geplant, auch ebenjene in Zederhaus, die am Montag offiziell eröffnet wird.

Dabei sei die Steigerung des Verkehrsaufkommens trotz einer zweiten Röhre "moderat", wie ein Asfinag-Sprecher auf Anfrage des Standard sagt: Der durchschnittliche Tagesverkehr bei der Zählstelle Zederhaus betrug 2011 rund 17.000 Fahrzeuge, 216 waren es dann rund 20.000 pro 24 Stunden.

Das sagt allerdings wenig über die Spitzenbelastung aus: An der Mautstelle im Lungauer Sankt Michael wurden im August 2016 an einem Spitzenwochenende in beiden Richtungen etwa 177.000 Kraftfahrzeuge abgefertigt. (Thomas Neuhold, 16.3.2017)