Joesi Prokopetz tritt mit "Vollpension" von der Bühne ab.

Foto: Gary Milano

Wien – Ein wenig müde scheint Joesi Prokopetz dann doch geworden zu sein. Einen großen Teil seines neuen Programms Vollpension liest er von mitgebrachten Spickzetteln ab. Schon am Beginn des Abends kündigt er an: "Ich will und kann gar nicht mehr so viel auswendig lernen."

Anscheinend muss das der Kabarettist, der am Premierentag seinen 65. Geburtstag feierte, auch gar nicht. Die Halle ist ausverkauft, das Publikum lauscht gespannt und klatscht nach den Witzen bekräftigend. Viele seiner Fans sind wohl gemeinsam mit Prokopetz gealtert.

Vollpension ist ein Art Best of, ein Rückblick auf seine Karriere, bevor Prokopetz in den Ruhestand tritt. Als 19-Jähriger schrieb er den Austropop-Klassiker Da Hofa, mit dem die Karriere von Wolfgang Ambros begann. Du bist wia die Wintasun und Die Blume aus dem Gemeindebau aus Prokopetz' Feder folgten.

In den Achtzigern gründete der Wiener die Gruppe Deutsch-Österreichisches Feingefühl (DÖF) und landete europaweit in den Charts. Kurze Zeit später begann er auch seine Kabarettkarriere mit einer Radioshow und der Kunstfigur Alfons Rädl. Für sein letztes Programm holt Prokopetz ihn noch einmal mit Schirmkappe und Gehstock vom Gemeindebau auf die Bühne.

Pensionsgerecht

Joesi Prokopetz' Witze weisen auf die Pension voraus; große Überraschungen gibt es keine. Um lange Wartezeiten beim Arzt, Flirten trotz Hörgeräts und Eheprobleme dreht sich das Programm. Aber auch um die großen und kleinen Sorgen eines Kabarettisten, dreckige Bühnen und fehlende Groupies. Sympathisch nimmt sich Prokopetz dabei selbst aufs Korn.

Fast alle seine erfolgreichen Lieder spielt er auch in Vollpension. Na guat daunn net und Sind Sie Single singt er. "Heute ausnahmsweise zu zweit" ist Prokopetz ebenfalls, Martin Payr begleitet ihn mit Klavier und Dauergrinsen während des Programms.

Auch wenn die Musik auflockert, zieht sich der beinahe Dreistünder doch in die Länge. Aber so schnell kann man vielleicht eine über 40 Jahre lange Karriere auch nicht zusammenfassen. "I glaub i geh jetzt, weil i waaß genau, wann i no länger bleib, geht ma der Schmäh aus", sang Wolfgang Ambros 1975. Mit Vollpension verabschiedet sich Prokopetz jetzt von der Bühne. (Eva Walisch, 15.3.2017)