Ahmed Mesmari, ein Sprecher von General Haftar, erklärt in Bengasi die militärische Lage in den Ölanlagen Ras Lanouf und Sidra.

Foto: AFP / Abdullah Doma

Tripolis/Kairo – Einschusslöcher von schweren Waffen etwa im markanten, zentralen Gebäude des Hotels Marriott zeugen von den intensiven Kämpfen der letzten beiden Tage in Tripolis und dem Horror für die betroffenen Einwohner. Am Mittwoch meldeten Kräfte, die gegenüber der Regierung der nationalen Einheit von Fayez al-Serraj loyal sind, sie hätten die Rivalen aus ihrem Hauptquartier vertrieben. Die Rivalen, das sind Anhänger von Khalifa Ghweil, dem Chef der nicht anerkannten westlibyschen Regierung. Er hatte sich geweigert, seine Macht an Serraj abzugeben, und versucht nun seit Monaten, in Tripolis wieder Fuß zu fassen, was zu regelmäßigen, bewaffneten Auseinandersetzungen führt.

Mehrmals wurde ein Waffenstillstand vereinbart und immer wieder gebrochen. Am Mittwoch herrschte gespannte Ruhe. Die Stadtverwaltung empfahl die Schließung der Schulen bis auf weiteres, Serraj musste einen Sudan-Besuch verschieben.

Seit dem Fall der Diktatur 2011 kämpfen Milizen um die Kontrolle. Weil reguläre Sicherheitskräfte fehlen, muss sich auch die international anerkannte Regierung von Serraj auf Milizen stützen. Serraj gelingt es nicht, seine Autorität zu zementieren.

Unübersichtlich bleibt die Lage auch in der Region des Ölhalbmondes, wo die Einheiten von General Khalifa Haftar, dem starken Mann im Osten, am Dienstag die Rückeroberung der Häfen und Raffinerien von Ras Lanouf und al-Sidra vermeldeten, die sie Anfang März an die islamistischen "Bengasi-Verteidigungsbrigaden" verloren hatten. Diese gaben ihrerseits bekannt, dass sie in der Region verblieben seien. Die Gefechte forderten dutzende Tote und Verletzte auf beiden Seiten.

Kämpfe auch in Bengasi

Um den Ölreichtum Libyens, die wirtschaftliche Lebensader des Landes, wogt der Kampf seit Monaten zwischen den militärischen Kräften im Westen und jenen im Osten hin und her. Dabei besteht immer die Gefahr eines offenen Krieges zwischen den beiden rivalisierenden Machtblöcken. Bisher ist es nicht gelungen, eine neutrale Sicherheitsorganisation für den Schutz der Ölinstallationen aufzubauen.

Ein dritter Brandherd lodert weiter im Westen in der Stadt Bengasi. Dort hatte General Haftar allen islamistischen Kräften im Mai 2014 den Krieg erklärt. In der Umgebung von Ganfouda und einem Gebiet mit dem Namen "12 Blocks" sind seit vielen Monaten auch Zivilisten, vor allem die Angehörigen islamistischer Kämpfer, eingeschlossen. In den vergangenen Tagen gab es erneut blutige Kämpfe, aber Haftars Einheiten haben es immer noch nicht geschafft, Ganfouda einzunehmen. Der UN-Menschenrechtsrat hat diese Woche erneut auf Menschenrechtsverletzungen durch die verschiedenen Milizen aufmerksam gemacht. Er beschuldigte auch Haftars Einheiten im Ölhalbmond ungesetzlicher Exekutionen und Folter auch an Zivilisten. (Astrid Frefel, 15.3.2017)