Abgesehen davon, dass sie alles im kilometerweiten Umkreis vernichten, die Gegend großräumig verstrahlen und radioaktive Partikel in die Atmosphäre blasen, sind Atomexplosionen an der Erdoberfläche ein beeindruckender Anblick. Als die Vereinigten Staaten damit begannen, ihr Nuklearwaffenarsenal aufzubauen, ließen sie zwischen 1945 und 1962 zu Testzwecken oberirdisch 210 Atombomben hochgehen. Die zerstörerischen Experimente fanden hauptsächlich auf pazifischen Inseln statt – das Bikini-Atoll war vielleicht das berühmteste, aber weitaus nicht das einzige Testgelände in der Region – oder auf einem Areal nördlich von Las Vegas im Bundesstaat Nevada.

Tausende Filmaufnahmen, die die selbst für beteiligte Wissenschafter zunächst überraschend machtvollen Explosionen zur weiteren Analyse festhielten, verrotten seither in zahlreichen quer über die USA verteilten Geheimarchiven. Ein Teil davon wurde in dieser Woche öffentlich zugänglich gemacht.

64 Filme veröffentlicht

Zu verdanken ist das Greg Spriggs vom Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) östlich von San Francisco. Der Physiker hat es sich zur Aufgabe gemacht, die über 7.000 bisher unter Verschluss gehaltenen Filme der Kernwaffentests vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Das von ihm angestrengte Projekt ist jetzt schon ein großer Erfolg: Mehr als 4.000 Filme wurden mittlerweile gescannt, 750 davon hat die US-Regierung freigegeben. Seit wenigen Tagen stehen 64 dieser historischen Aufnahmen zur Ansicht auf dem Videoportal Youtube bereit.

Wie Spriggs auf Gizmodo erklärt, ist das allerdings nur der Anfang. "Diese Filme stehen praktisch am Rande des Verfalls", sagt der Forscher. "Die Aufnahmen müssen unter allen Umständen erhalten werden, denn egal wie sorgfältig man die Filmrollen behandelt, ihre Zersetzung lässt sich nicht verhindern. Unser Projekt kommt wohl gerade noch rechtzeitig." Um die verbleibenden Filme zu konservieren, haben Spriggs und seine Kollegen noch mindesten zwei Jahre zu tun. Der Begutachtungsprozess und die Freigabe durch das US-Militär werden vermutlich sogar noch länger dauern.

Dennoch sei es wichtig, dass diese Zeitdokumente der Menschheit erhalten bleiben. "Es ist unglaublich, wie viel Energie diese Bomben freisetzen", meint Spriggs. "Wenn wir die Geschichte der Nuklearwaffen in dieser Form erhalten können und zeigen, welche Zerstörungskraft in ihnen steckt, könnte das die Menschen künftig davon abhalten, sie einzusetzen."

--> Youtube: LLNL Atmospheric Nuclear Tests

(tberg, 16.3.2017)