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Schönheitsstudio hat Ärger mit den Arbeitsinspektoren – und der Arbeiterkammer.

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Wien – Der Streit zwischen den Betreibern eines Wiener Schönheitssalons, der Beauty Bar, und den Arbeitsinspektoren der Stadt hat auch unter den Sozialpartnern eine Debatte ausgelöst. Ausgangspunkt der Causa ist eine Aussendung der Arbeiterkammer Wien (AK Wien). Unter dem Titel "Wer im Glashaus sitzt" hat die AK Wien heftige Kritik an den Betreibern des Schönheitssalons, den Eigentümern Katja Wagner und Anwalt Ramin Mirfakhrai, geübt.

Konkret vorgeworfen wurde den beiden ein schlechter Umgang mit Mitarbeitern. "Die Firma gibt es seit 2013, und seit damals zählen die Beschäftigten zu unseren Dauerkunden in der Beratung", hieß es in der AK-Aussendung zu Wochenbeginn. "Ein Viertel der Belegschaft hat in der einen oder anderen Form Probleme mit dem Arbeitgeber. Würden alle Arbeitgeber so mit ihren Beschäftigten umgehen, würde die Schlange der Beratungssuchenden bei uns von der Prinz-Eugen-Straße bis zum Schwarzenbergplatz reichen – und zwar täglich."

Die Wirtschaftskammer Wien antwortete ihrerseits scharf und warf der Arbeiterkammer vor, Unternehmer an den Pranger zu stellen.

Die Debatte wirft mehrere Fragen auf. Die Betreiber der Beauty Bar bestätigen ihrerseits zwar, dass es in den vergangenen Jahren Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern gegeben hat. Doch Anwalt Mirfakhrai sagt auch: "Die Arbeiterkammer behauptet Sachen, die falsch sind."

So soll es um deutlich weniger Fälle gehen, als von der AK angedeutet. Zugleich sagt Mirfakhrai, dass die Streitereien mit den Mitarbeitern nichts mit der Kritik des Arbeitsinspektorats an verstellten Notausgängen, Hygienestandards oder den baulichen Maßnahmen zu tun hätten.

Aussage gegen Aussage

Dem widerspricht auf Anfrage auch Hans Trenner, der die Abteilung für Beratungen bei der AK leitet, nicht. Er spricht von zehn Mitarbeitern, die in den vergangenen drei Jahren um Beratung beziehungsweise Intervention vonseiten der AK angesucht hätten. Bei etwa "fünf bis sechs" hätte es auch "juristische Verfahren" gegeben. Dabei sei es um Streitereien über den zustehenden Urlaub, um Krankenstände und Abrechnungen gegangen.

Aber warum schaltet sich die Arbeiterkammer dann überhaupt in den Konflikt ein, obwohl es im Streit Beauty Bar gegen Arbeitsinspektorat um andere Themen ging? "Mich hat gestört, dass ein Unternehmen das System madig macht und sich selbst als Opfer darstellt, obwohl es selbst Täter ist", so Trenner.

Doch es gibt noch einen interessanten Aspekt: Viele Mitarbeiter von Unternehmen suchen um Beratung bei der AK an, ohne dass sie wollen, dass ihr Fall öffentlich Erwähnung findet. Ein Mitarbeiter kann sich über seine Rechte erkundigen – und den Konflikt mit dem Arbeitgeber später einvernehmlich lösen. Trenner sagt dazu, dass es auffallend mehr Beschwerden über die Beauty Bar gibt, deshalb sei er aktiv geworden.

Aber überschreitet die AK hier nicht eine Grenze? Denn während eine Aussendung mit Vorwürfen schnell gemacht ist, lassen sich die Angaben der Kammer unabhängig ja nur schwer nachprüfen. Öffentlich beschweren sich die Mitarbeiter der Beauty Bar (bisher) nicht, was angesichts ihres Anstellungsverhältnisses ja auch nur schwer möglich wäre. Die AK konnte auf Anfrage aber keine Namen von angeblich schlecht behandelten Mitarbeitern nennen.

Wer will, soll klagen

Er könne alle seine Aussagen mit Dokumenten belegen, sagt Trenner. Sollte ihn jemand mit der Behauptung klagen, er sage die Unwahrheit, sei er gern bereit, alles vor Gericht zu beweisen. Eine Ex-Mitarbeiterin der Beauty Bar, die ihre Ansprüche via Gericht durchsetzen musste, habe er versucht zu kontaktieren, um ihren Fall öffentlich zu machen – bisher ohne Erfolg.

Unter der Hand wird von Kennern des Falles auch angedeutet, dass eine Beschwerde von Mitarbeitern gegen die Beauty Bar überhaupt der Anlassfall dafür war, dass das Arbeitsinspektorat tätig geworden ist. Beim Arbeitsinspektorat gibt es dazu keine Auskunft.

Der Nailstogo GmbH, die die Beauty Bar und zwei weitere Kosmetikstudios in der Wiener Innenstadt betreibt, wird nach Angaben der Eigentümern zusperren. Begründet wird das von den Betreibern damit, dass man das Vorgehen der Behörden als Dauerschikane empfinde.

Doch Probleme gab es auch schon davor. Laut jüngstem Bilanzauszug aus dem Firmenbuch hat die Nailstogo 2015 einen Bilanzverlust in Höhe von fast 170.000 Euro erwirtschaftet. 55.000 davon waren ein Verlustvortrag aus dem Jahr davor. Das Unternehmen beschäftigt laut Bilanz 25 Mitarbeiter – laut Betreibern sind es inzwischen gut 70 Personen.

Laut Miteigentümer Mirfakhrai steht seinem Unternehmen in naher Zukunft der nächste Behördenbesuch bevor: So sei ihm eine Steuerprüfung angekündigt worden. (András Szigetvari, 16.3.2017)