Morgendliche Abfahrt vom Kleinen Ötscher in Lackenhof: So wenig Betrieb und so gute Pisten gibt es sonst nie wie gleich nach Sonnenaufgang.

Foto: Martin Fülöp

Allen Skifahrern, die zu Mittag eine Halbtageskarte erwerben, sei es gesagt: Ihr habt den besten Teil des Tages schon versäumt. Wenn die Lifte in Betrieb gehen, sind die Pisten frisch präpariert und meist menschenleer. Die erste Stunde ist unschlagbar – und gerade im Frühjahr wünscht man sich, dass die Bahnen nicht erst um halb neun oder neun Uhr starten würden.

Diesen Wunsch versuchen die Mostviertler Bergbahnen zu erfüllen. Bis Ostern wird hier jeden Samstag einer Handvoll Bettflüchtlingen in einem von vier Skigebieten – Gemeindealpe in Mitterbach, Annaberg, Lackenhof am Ötscher und Hochkar – Skifahren zum Sonnenaufgang geboten.

Befriedigt heimfahren

Um 6:30 Uhr trifft man sich für einen heißen Tee an der Talstation, und kurz darauf geht es mit Skiguides auf den Berg hinauf, der – nach einer gemeinsamen Aufwärmrunde – zwei Stunden lang den Auserwählten gehört. Die Lifte beginnen zu fahren, doch die Drehkreuze sind noch geschlossen; die Morgenfahrer werden durch Seitentüren zu den Sesseln und Bügeln gelassen und schwingen dann in der Gruppe oder allein zurück ins Tal.

Ab neun Uhr gibt es auf einer Hütte einen Brunch mit Sekt, Kaffee und regionalen Spezialitäten, der im Preis von 89 Euro inkludiert ist. Danach erhält der Gast noch eine Halbtageskarte und kann bis Mittag weiterfahren. Dann kennt man wohl schon jeden Mugel und kann sich befriedigt auf die Heimfahrt machen.

Hellwach in Ostösterreich

"Guga hö" – "hellwach" auf mostviertlerisch – heißt das fröhliche Programm, das heuer erstmals stattfindet. Es bietet auch sportlichen Skifahrern in Ostösterreich einen guten Anlass, Skigebiete wiederzuentdecken, die man aus der Kindheit kennt, aber seither zugunsten der größeren Skischaukeln in Westösterreich ignoriert hat. Und das zahlt sich nicht nur auf dem populären Hochkar aus. So entpuppt sich etwa die Gemeindealpe in Mitterbach, die vorletzte Station der Mariazellerbahn, als echter Geheimtipp – vor allem, wenn man das Glück hat, dass es am Vortag geschneit hat und 30 Zentimeter unverspurter Pulverschnee auf den Hängen liegen.

Anspruchsvolle Hänge

Zwei Sesselbahnen führen von 800 auf sehr anständige 1.626 Meter Seehöhe, von wo sich an klaren Tagen ein Panoramablick bis zum Dachstein und zum Donauraum eröffnet. Die direkte Abfahrt bis zur Mittelstation ist zurecht schwarz markiert – wer sich hier fürchtet, kann die Umfahrung wählen oder vertrauensvoll zum Wallfahrtsort Mariazell hinabschauen. Der untere Teil der Gemeindealpe bietet einen sportlichen Rennhang, eine Geschwindigkeitsmessstrecke und eine sanfte Waldabfahrt zur Talstation.

Eine zwanzigminütige Autofahrt in Richtung St. Pölten weiter liegt Annaberg, das sich als Ort für Familien vermarktet, aber ebenfalls ein paar anspruchsvolle Hänge bietet. Für die beiden Skigebiete gilt – ebenso wie für die Bürgeralpe in Mariazell – eine Liftkarte, die zu normalen Betriebszeiten 34 Euro am Tag kostet.

Bergab vom Kleinen Ötscher

Lackenhof ist größer als die Gemeindealpe, aber ähnlich anspruchsvoll. Von der Bergstation der Vierersesselbahn am Kleinen Ötscher, die für "Guga hö" am kommenden Samstag zeitig geöffnet wird, führt eine herrliche schwarze Piste geradlinig und steil hinab. Die Abfahrt vom Großen Ötscher, auf den ein in die Jahre gekommener Doppelsessellift führt, ist abwechslungsreicher, aber teils ebenso steil. Für weniger geübte Skifahrer gibt es auch rote und blaue Pisten.

Selbst am Wochenende sind diese Skigebiete nicht überlaufen. Allerdings: Wer sie einmal in frühmorgendlicher Einsamkeit erlebt hat, dem wird es bei gewöhnlichem Betrieb immer zu voll sein. (Eric Frey, 21.3.2017)