Die Politik gibt sich auf der Mipim ein Stelldichein. Aus London kam etwa der Vizebürgermeister und Planungsstadtrat nach Cannes.

Foto: Reed Midem/S.D'Halloy

Cannes – Trotz der starken Fokussierung auf politische Umbrüche und neue technische Errungenschaften war die Mipim in Cannes heuer doch in erster Linie wieder eine sehr wichtige Standortmesse. Viele Städte und Regionen haben das verinnerlicht und treten auf der Mipim dementsprechend mit großen, auffälligen Messeständen auf, an denen Events und Präsentationen stattfinden, oft im Beisein ranghoher Vertreter der jeweiligen Stadtregierung.

Oslo hatte heuer etwa sowohl Bürgermeister als auch Vizebürgermeisterin vor Ort. Letztere heißt Hanna E. Marcussen und stammt von den Grünen, die in Oslo gemeinsam mit den Sozialdemokraten die Stadtregierung bilden. Auf der Mipim Flagge zu zeigen sei heutzutage "einfach notwendig", sagte sie zum Standard. Die paar Tage in Cannes seien außerdem gut zum Netzwerken, auch für die skandinavischen Hauptstädte untereinander, die im Übrigen alle eigene Messestände hatten.

"Wie eine Klausur"

So wie auch alle größeren deutschen Städte, meist im Verbund mit ortsansässigen Developern oder Investoren. Viele deutsche Städte hatten auch Oberbürgermeister, deren Stellvertreter oder zumindest Mitglieder der Stadtregierung vor Ort. Markus Frank, Wirtschaftsdezernent von Frankfurt am Main, kam zum bereits neunten Mal auf die Mipim. Er nennt die Atmosphäre dort, den mitunter zugegebenermaßen recht engen Kontakt mit Entwicklern und Investoren, "wie eine Klausur". Was auch den folgenden Vorteil mit sich bringe: "Wenn man mit denen abends in geselliger Runde beisammensitzt, trauen sich die auch mal verrückte Ideen zu bringen."

Dass Cannes durchaus nicht billig sei, sei klar; hohe Reisespesen sind ein Fressen für jede Opposition. "Aber das Vertrauen, das man hier aufbauen kann, rechtfertigt den Einsatz", sagt Frank.

Hohe Meeting-Effizienz

Anderswo ist das noch nicht so angekommen. Aus Österreich war nur St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler angereist. Auch Schweizer Politiker würden wohl zum Teil aus Angst, dass hohe Reisespesen skandalisiert würden, fernbleiben, glaubt Roman H. Bolliger von Swiss Circle, Organisator des schweizerischen Gemeinschaftsstands, der ganz ohne Politunterstützung blieb. "Wir hätten gerne Politiker hier gehabt" sagt er und sähe auch für die Politiker selbst klare Vorteile: "Nirgends lassen sich Meetings so effizient abhalten wie hier." (mapu)