Edgar Degas "Landschaft mit Rennpferden" soll für rund 28 Mio. Euro verkauft werden


Foto: Thyssen-Bornemisza

Die Kollektion von Carmen "Tita" Cervera Thyssen-Bornemisza ist mit rund 1200 Werken eine der größten Privatsammlungen. Den Wert beziffert die Witwe Baron Hans-Heinrich Thyssen-Bornemiszas (1921- 2002) mit einer Milliarde Euro. Ein Teil der Sammlung geht auf Kunstankäufe der 1920er- und 1930er-Jahre zurück, darunter Alte Meister wie Jan van Eyck und Caravaggio. Später erweiterte der Baron um Namhaftes bis in die Moderne.

Nach der Eröffnung des Thyssen-Museums in Madrid verkaufte er das Gros (775 Werke) 1993 um 350 Millionen Dollar an Spaniens Staat. 200 Meisterwerke erhielt die Witwe aus seinem Nachlass. Die wichtigsten Arbeiten aus Staats- und Privatbesitz sollten in Madrid vereint gezeigt werden. Weitere sind im Museo Nacional de Arte de Cataluña in Barcelona, in Sant Feliu de Guíxols bei Girona und seit 16. März am Wohnsitz der Baroness in Andorra in einer Dependance ausgestellt. In Málaga fand Titas Faible für spanische Kunst ab dem 17. Jahrhundert eine Bleibe.

Verhandlungen mit dem Staat

Der Kollektion kommt nun ein bedeutendes Werk abhanden, da Tita den Verkauf von Edgar Degas' Landschaft mit Rennpferden (1894) ankündigte. Preislich spiele dieses Pastell in der Liga von John Constables Gemälde The Lock (Die Schleuse), das im Juli 2012 bei Christie's umgerechnet 27,88 Mio. Euro einspielte.

Der avisierte Degas-Verkauf schürt Abwanderungsängste um hochkarätige Kunst in Spanien, primär um Paul Gauguins Mata Mua (In Olden Times), den die Witwe derzeit nicht zu verkaufen gedenkt. Andere erachten ihren Schritt wegen des Timings als Druckmittel. Parallel laufen Verhandlungen mit dem Kulturministerium über den Fortbestand der Sammlung in Madrid. 2002 stellte Tita mehr als 650 Werke – primär Impressionisten – im Gegenzug für den staatlich finanzierten Ausbau des Museums für elf Jahre gratis bereit. Die Auflage: Jeglicher Verkauf eines Werkes durfte zehn Prozent des Gesamtwertes ihrer Kollektion nicht überschreiten.

Ab 2013 folgten Vertragsverlängerungen im Semestertakt, bis Jänner 2017. Das Ultimatum endet im April. Die Sammlerin strebt eine bis zu 20-jährige Dauerleihgabe gegen Entgelt an, "ähnlich dem, das der Baron vor dem Verkauf erhielt". Konkret fünf Millionen Dollar pro Jahr. Dazu wünscht sie eine Steuerbefreiung, die ihr 1999 vom damaligen Kulturminister und aktuellen Premier Mariano Rajoy per Handschlag zugesichert worden war. Auf der neuen Leihgabeliste fehlt übrigens nicht nur der Degas, sondern auch der Gauguin nebst Werken von Matisse und Monet. (Jan Marot, Album, 18.3.2017)