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Zum Thema "Lügenpresse" gibt es bei "Info-Direkt" online gleich ein eigenes Ressort. Das politisch rechts außen positionierte Magazin aus Linz schreibt gern von den "Mainstream-Medien", die "Hetze" betrieben und "Desinformationen" verbreiteten. Doch wie Recherchen der Initiative Stoppt die Rechten zeigen, soll sich "Info-Direkt" bei seinen Artikeln selbst bei der "Lügenpresse" bedient haben. Die Plattform, die von der Grünen Bildungswerkstatt unterstützt wird, sammelte Belege dafür, dass "Info-Direkt" bei dutzenden anderen Medien abgeschrieben haben soll.

Das "Profil" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe etwa von Passagen, die "Info-Direkt" aus der "Taz", der "Wiener Zeitung" und aus einem populärwissenschaftlichen Text des Wiener Kommunikationsforschers Roland Burkart übernommen haben soll. Dem STANDARD liegen zudem weitere Ergebnisse von Stoppt die Rechten vor, die noch mehr Übereinstimmungen zwischen "Info-Direkt"-Texten und anderen Publikationen zeigen. So besteht ein Artikel über das "deutsch-russische Verhältnis", der in "Info-Direkt" erschien, großteils aus Passagen dreier anderer Texte.

Links der Text aus "Info-Direkt", rechts der zuvor erschienene Artikel aus der "Tiroler Tageszeitung".
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Der Beginn stimmt mit einem Text des Historikers Michael Gehler, der in der "Tiroler Tageszeitung" erschienen ist, überein. Später folgt eine Passage, die online bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung publiziert worden ist, bevor am Schluss vom deutschen Soziologen Helmut Danner abgeschrieben wurde.

Links der Artikel aus "Info-Direkt", rechts der zuvor erschienene Text des Soziologen Herbert Dahmer.
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Laut Stoppt die Rechten bediente sich das Rechtsaußen-Magazin unter anderem beim "Spiegel", der NGO Attac, dem "Handelsblatt", "tagesschau.de" sowie "sueddeutsche.de". Unter einem Artikel, der in großen Teilen von der "Taz" plagiiert wurde, stand bei "Info-Direkt": "Warum wir davon wohl in den 'Qualitätsblättern' nichts lesen …?" Auf eine Anfrage des STANDARD zu den Vorwürfen reagierte "Info-Direkt" nicht. Einige der betroffenen Artikel sind mittlerweile auf der Webseite von "Info-Direkt" nicht mehr abrufbar.

Betroffene Artikel wurden mittlerweile teils von der Webseite entfernt.
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Keine "Lügenpresse" bei Kongress

Das Magazin veranstaltete vergangenen Oktober in Linz den rechtsextremen Kongress der "Verteidiger Europas". Dort hielt etwa FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl eine Rede. Damals bekamen "Mainstream-Medien" keinen Zutritt. "Den Teilnehmern und Ausstellern können wir also versichern, dass sie während des Kongresses von offiziellen Vertretern der Lügenpresse unbehelligt bleiben werden", schrieb "Info-Direkt" damals (Link im Google-Cache).

"Wir wollen einen wie Putin"

Die Publikation begleitete etwa jene FPÖ-Delegation um Obmann Heinz-Christian Strache nach Moskau, die einen Vertrag mit der Putin-Partei Einiges Russland abschloss. Die erste Ausgabe von "Info-Direkt" erschien mit dem Titel "Wir wollen einen wie Putin". Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes spricht bei "Info-Direkt" von "Spuren in das organisatorische Zentrum des Neonazismus in Oberösterreich". Bei den Präsentationen der ersten beiden Hefte soll laut "Profil" der Linzer FPÖ-Obmann und Vizebürgermeister Detlef Wimmer anwesend gewesen sein. Als Autoren treten auch Mitglieder der rechtsextremen Identitären Bewegung auf.

"Die besondere Chuzpe der Schreiber von "Info- Direkt" besteht darin, dass sie nicht nur auf Teufelkommraus von Medien bzw. AutorInnen plagiieren, die sie selbst der von ihnen so beschriebenen "Lügenpresse" zurechnen, sondern zum Beispiel den Texten durch Weglassungen oder Zusätze einen Spin geben, der in ihre rechtsextreme Ideologie passt. Das ist atemberaubend!", sagte der grüne Abgeordnete Öllinger zum STANDARD.

Auf "Info-Direkt" könnten nun juristische Schwierigkeiten zukommen. Laut dem grünen Nationalratsabgeordneten Karl Öllinger, der bei Stoppt die Rechten engagiert ist, sollen einige der plagiierten Wissenschafter und Medien bereits Klagen gegen das Magazin angekündigt haben. (Fabian Schmid, 18.3.2017)