In vielen Ländern wird Cannabis ob seiner lindernden Wirkung auf Krankenschein zum Zwecke der Schmerzbekämpfung und Entspannung verschrieben. Steuerkiffer, wohin man schaut.

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Es gilt umzudenken. Galt die "Kronen Zeitung" bisher nicht gerade als Hort besonderer sprachlicher Delikatessen – dort gilt ein Postler als Edelfeder –, hat nun ein Redakteur mit einem Schlag ein neues Zeitalter eingeläutet. In einem ob seiner journalistischen Feinfühligkeit und Ausgewogenheit wohl demnächst in den Lehrbüchern aufscheinenden Artikel, entriss sich ein "Krone"-Redakteur das Wort Steuerkifferin aus der Denkerstirn. Der Autorin Stefanie Sargnagel dachte er diese Schöpfung zu.

Der Grund: Eine mit unfassbaren 750 Euro subventionierte Reise nach Marokko erfüllte nicht die moralische Vorgabe, die die "Krone" bei Leistungen in dieser Höhe vorsieht. Nicht einmal eine Katze wurde gestreichelt! Obwohl der Begriff Steuerkifferin die Zielgruppe mit seiner Anzahl an Silben an den Rand des Unverständnisses brachte, flutschte die Wortkreation durch das Lektorat und schaffte es auf die Druckplatte. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Nachdem in Kärnten niemand auf die Idee käme, sich lei irgendwelche Rauschmittel zuzuführen, stiftete vor allem die zweite Hälfte des Wortes Verwirrung. Da gilt es, erste Hilfe zu leisten: Kiffen beschreibt das Inhalieren von Marihuana oder Haschisch. Eine Steuerkifferin ist hingegen niemand, der Steuern raucht, weil das irgendwie nicht geht.

Es will sagen, dass jemand um Steuergeld Marihuana oder Haschisch angeschafft, entzündet und inhaliert und sich so quasi unbotmäßig lustiggeraucht hat. Das musste in Kärnten, wo mit Steuergeld so sorgfältig wie sonst nur auf den Cayman Islands umgegangen wird, für Empörung sorgen.

Obschon, das muss man sagen, sich der Blutdruck nirgendwo so erhöht hat, wie in der "Kronen Zeitung", und das ist nicht gesund. Ironischerweise wird ausgerechnet dem Kiffen Entspannung nachgesagt, entspringt das Wort doch dem arabischen "kaif", das so viel wie Wohlbefinden bedeutet.

Und jetzt kommt's: In vielen Ländern wird Cannabis ob seiner lindernden Wirkung auf Krankenschein zum Zwecke der Schmerzbekämpfung und Entspannung verschrieben. Steuerkiffer, wohin man schaut. (Karl Fluch, 19.3.2017)