In Andrea Schurians Film über André Hellers neuen Paradiesgarten in Marokko sagt er: "Die Welt ist ja angeräumt mit Menschen, die was behaupten und die sagen, das müsste man tun. Aber es kommt auf das Verwirklichen an. Die kleinste Verwirklichung ist größer als der größte unrealisierte Traum."

Hellers öffentliche persona ist die des versponnenen Träumers und Poeten, des Meisters der Fantasie. Aber er ist auch ein Verwirklicher. Das macht einerseits seine Erfolge aus und hat ihm andererseits die ortsübliche Überdosis an Hass und Missgunst beschert.

Heller hat in Jahrzehnten einiges auf die Beine gestellt, große Show-und Entertainment-Projekte. Fast immer mit großem finanziellen Risiko. Auch in seinen "Anima"-Garten in Marokko hat er jetzt wieder einen Großteil seines eigenen Geldes gesteckt. Mit einigen Projekten hat er glänzend verdient, mit anderen ist er auf die Nase gefallen. In einem Land, wo der sichere Versorgungsposten das höchste Ideal ist und Unternehmer in der Volksmeinung ja "nur a G'schäft machen wollen", ist Heller kein klassischer Österreicher.

Aber er ist ein guter Österreicher. Erstens wegen seines wie von Arthur Schnitzler geschriebenen Hintergrunds im kulturell und intellektuell gebildeten Wiener Großbürgertum (zu dem auch höhergradiges Schmähführen gehört).

Zweitens weil er zeitlebens für ein besseres, liberaleres Österreich gekämpft hat und kämpft.

André Hellers Vater musste emigrieren, das Nachkriegsösterreich blieb ihm unheimlich. Sein Sohn beschloss, den Kampf in diesem vermufften, provinziellen, von Nazi-Resten belasteten Land aufzunehmen. Als junger Kerl mit Beteiligung an einer kulturellen Öffnung, dann mit spektakulären politischen Aktionen.

Das "Lichtermeer" am Wiener Heldenplatz von 1993 wurde von Heller inspiriert und mit der ihm eigenen – durchaus auch manipulativen – Motivationskunst (mit)verwirklicht. Die Zivilgesellschaft demonstrierte, 200.000 Menschen, demonstrierte gegen den ersten organisierten Fremdenhass, Haiders "Ausländer"-Volksbegehren, demonstrierten. Es folgten viele Auftritte, Ideen, Aktionen, öffentlich und diskret, mit einem einzigen Ziel: dass in Österreich die ziemlich starke rechte Gesinnung nicht die Oberhand gewinne. Zuletzt ist das, mit Beteiligung von Heller, im Präsidentschaftswahlkampf wieder gelungen.

Heller kann irritieren, auch Gutwillige. Ein Artikel im Schweizer Tagesanzeiger mit vagen Vorwürfen über angebliche "Briefkastenfirmen" trug dazu bei. Heller ließ das von seinem Anwalt Alfred J. Noll dahingehend beantworten: Es handle sich um reine Vermögensholding, für Hellers Einkünfte aus allen Projekten werde in Österreich Steuer bezahlt.

Etlichen spricht er zu viel von Fantasie und Poesie. Geschmackssache. Aber gleichzeitig ist Franz André Heller (so der volle Name), der in diesen Tagen 70 Jahre alt wird, ein verlässlicher, einfallsreicher, unermüdlicher Kämpfer für die liberale Demokratie in Österreich. (Hans Rauscher, 17.3.2017)