Rapid-Trainer Damir Canadi nimmt seine Spieler in die Pflicht.

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Wien – Rapids Krise nimmt immer massivere Ausmaße an. Nach dem 1:1 am Samstag gegen den SV Mattersburg warten die Hütteldorfer in der Bundesliga schon seit sieben Runden auf einen Sieg und sind in der Tabelle auf Rang sieben abgerutscht. Die Pflichtspielbilanz unter Damir Canadi steht bei zwei Siegen, fünf Remis und sieben Niederlagen.

In den zwölf Meisterschaftspartien seit Amtsantritt des früheren Altach-Coaches holte Rapid gerade einmal zehn Punkte, nur Ried war in dieser Zeit mit sechs Punkten erfolgloser. Dem Schlusslicht fehlen derzeit sieben Punkte auf Rapid, das als einziger Klub neben der Wiener Austria immer in Österreichs Oberhaus vertreten war.

Das wird laut Innenverteidiger Mario Sonnleitner auch so bleiben. "Mit dem Abstiegskampf befasse ich mich nicht", sagte der Steirer. Ob Rapid in den Abstiegskampf gerät, wird sich in den kommenden beiden Ligapartien erweisen – da geht es auswärts gegen St. Pölten und Ried.

Nächste Spiele richtungsweisend

Sollten auch diese Matches nicht gewonnen werden, wäre Rapid neun Runden sieglos und hätte damit seinen Negativrekord eingestellt. Zuletzt gab es eine derartige Serie vor vier Jahren, wobei die Grün-Weißen damals auf Rang drei lagen. Auch in der Saison 1987/88 blieb Rapid neun Runden lang sieglos, wurde aber dank des starken Meisterschaftsstarts noch souverän Meister.

"Block West" verzichtet noch auf Unmutsbekundungen

Am ehesten erinnert die aktuelle Misere an die Saison 2001/02, als Rapid nach 26 Spieltagen mit 30 Punkten an siebenter Stelle lag. Am Ende stand mit Rang acht die schlechteste Platzierung der Vereinsgeschichte. Damals wurde der verantwortliche Coach Lothar Matthäus im letzten Heimspiel gegen Sturm Graz von Rapids organisierter Fanszene sogar gefeiert. Sprechchöre für Canadi gibt es zwar keine, doch immerhin verzichtete der "Block West" nach dem Mattersburg-Match im Gegensatz zu Besuchern auf anderen Tribünen auf Proteste und sang lieber "Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Rapid nicht".

Canadi über "No-Look-Pässe" verärgert

Für Canadi war das nur ein schwacher Trost. Er ärgerte sich vor allem darüber, dass der entscheidende Pass oft zu schlampig aufgeführt wird. "Wir spielen den letzten Pass nicht konsequent rein, sondern machen oft arrogante Pässe oder No-Look-Pässe. Das geht mir – auf Wienerisch gesagt – auf die Eier." Wohl auch deswegen hat Rapid in den 14 Partien unter Canadi 13 Tore erzielt, lediglich einmal davon mehr als eines – beim 3:1 am 11. Dezember 2016 zu Hause gegen Ried.

"Haben mit sechs Spielern angegriffen"

Möglicherweise hingen die Offensivprobleme gegen Mattersburg auch mit der Aufstellungsvariante mit vier Innenverteidigern zusammen. Christopher Dibon agierte laut Canadi vor der Dreierabwehr, um besser für die langen Bälle auf SVM-Stürmer Stefan Maierhofer gewappnet zu sein.

Den Vorwurf, zu defensiv spielen zu lassen, lässt sich Canadi nicht gefallen. "Wir haben dauernd mit sechs Spielern angegriffen und mit drei Spitzen gespielt." Der Coach sah eine Leistung seiner Mannschaft, die "in Ordnung" gewesen sei, gab aber auch zu: "Wir haben sicher viel Potenzial nach oben."

Schwab: "Das ist zu wenig"

Bei den Spielern machte sich eine gewisse Ratlosigkeit breit. "Die Lockerheit fehlt, wenn man so lange nicht gewinnt. Wir sind auch nicht vom Spielglück gesegnet, aber wir dürfen nicht den Glauben verlieren", meinte Sonnleitner.

Mittelfeldspieler Stefan Schwab gab sich selbstkritisch. "Das ist zu wenig von uns. Wir brauchen uns auch nicht auf Pech ausreden." Auf die Rapid-Profis wartet nun eine zweiwöchige Länderspielpause, ehe es mit dem Auswärtsdoppel gegen St. Pölten in Meisterschaft und Cup weitergeht. (APA, red, 19.3.2017)