Ökumenische Innigkeit: Arsenios Kardamakis, Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa, Eisenstadts Bischof Ägidius Zsifkovics und der St. Andräer Abt Paisios Jung.

Foto: Verein der Freunde des Klosters

St. Andrä – Der Plan, in St. Andrä am Zicksee Mitteleuropas erstes orthodoxes Kloster zu errichten, wird dem Gemeindevolk zur Entscheidung vorgelegt. Im zweiten Versuch legten die Gegner des Klosterbaus mit 366 gültigen Unterschriften deutlich mehr als die vom burgenländischen Gemeindevolksrechtegesetz vorgeschriebenen 25 Prozent der Stimmen der Wahlberechtigten vor.

Der Gemeinderat, im November einstimmig für die Umwidmung des Grundstückes, beschloss am Freitagabend die Durchführung der Volksabstimmung. Und zwar Ende Mai, Anfang Juni, so SPÖ-Bürgermeister Erich Goldenitsch.

Experte: "Nicht rechtens"

Zuletzt ist es rund um diesen Klosterbau zu einer übers Burgenland hinausgehenden Debatte gekommen. Verwaltungsrechtexperte Bernhard Raschauer hielt die Volksabstimmung überhaupt für "nicht rechtens". Sie sei nämlich nicht gesetzeskonform "anlässlich der Beschlussfassung" verlangt worden. Doch, heißt es in der Eisenstädter Gemeindeabteilung etwas verärgert darob.

Während die orthodoxe Kirche sich vornehm heraushält, macht die katholische Kirche, auf deren Grund das Kloster errichtet werden soll, wenig Hehl aus ihrem Ärger. Michael Proházka, der Abt des Prämonstratenserklosters im niederösterreichischen Geras, leiht sich für die "Niederösterreichischen Nachrichten" gar paulinische Engelszungen für die Forderung nach katholischer "Schützenhilfe". Denn: "Wenn wir hier nicht ökumenische Solidarität zeigen, dann sind unser ganzes Reden und unsere Zusammenkünfte nur 'tönendes Erz und klingende Schelle'!"

"Enteignung durch die Hintertür"

Dominik Orieschnig, Eisenstädter Diözesansprecher, vermutet überhaupt einen Hintersinn. Zur kirchlichen Agentur Kathpress meinte er, der Bürgermeister versuche "mit seinem Angebot eines ominösen Grundstückstausches das kirchliche Grundstück in Gemeindebesitz zu bekommen", dies alles trage "die skandalösen Zeichen einer Enteignung der Kirche durch die Hintertür".

Auch ein Rückzug des Bauwerbers, wie unlängst bei einem Glashausprojekt im benachbarten Frauenkirchen, sei denkbar, inklusive allfälliger Schadenersatzansprüche.

Für diesen Fall gäbe es schon eine Ausweichmöglichkeit. Manfred Kölly, Listenbürgermeister von Deutschkreutz, versprach bei einer Pressekonferenz Grund in seiner Gemeinde zur Verfügung zu stellen. "Schreibt's das einmal!" Hiermit gern geschehen. (Wolfgang Weisgram, 20.3.2017)