"Der letzte Kuss des Schweinehunds": Hagemann und Meßner.

Foto: Lena Prehal

Graz – Es sei wie der Moment, da man bei einer vermeintlich gut besuchten Anti-Kraftwerk-Demo erkennt, dass der Protest tatsächlich aus lauter verschiedenen Demos mit je nur einer Person besteht, erklärt eine Frau einem Mann den Moment einer Enttäuschung, in dem man plötzlich klarsieht. Auf den ersten Blick sind die zwei ein Paar an der Bar im Café Parkhouse im Grazer Stadtpark, das sich gerade erst erobert oder wieder zusammenrauft.

Im neuen Stück der zweiten Liga für Kunst und Kultur Der letzte Kuss des Schweinehunds (Text: Johannes Schrettle) geht es um die Liebe. Aber es könnte auch um einen Auftrag gehen, den die beiden von Vera Hagemann und Klaus Meßner Gespielten erfüllen müssen. Es gibt die Möglichkeit einer gemeinsamen Dienstreise mit falschen Pässen und Diplomaten, die Rückkehr in ein von Sekten gesteuertes Österreich.

Sobotka-Parodie

Meßner gibt eine Sobotka-Parodie, die länger in Erinnerung bleiben könnte als der Innenminister selbst. Sie sagt ihm, er lebe in seiner eigenen Welt, sei gar nicht hier, könnte ein "abstrakter Gefährder" sein. Er macht ihr ein schönes Liebesgeständnis, räumt aber ein, dass das nichts mit ihr zu tun habe. Vielleicht ist er bei den Freiheitlichen Unternehmern und sie eine Anarchistin, die als Coach arbeitet. Sicher ist aber nichts.

Alex heißen beide, wie schon alle Figuren in Schrettles letzten Stücken. Das Wort Liebe singen sie überhöht im Redefluss, als fiele es heraus aus sachlich erklärbaren Abläufen des Lebens. Sie ist dabei doch nur ein Aspekt, ein guter Anlass, um nachzusehen, was die Welt zusammenhält. Am Ende verschwinden sie im Klo, nachdem sie darüber diskutierten, ob man das Publikum einfach alleine lassen könne. Man könnte ihnen Videos zeigen, sagen sie und klingen wie Eltern, die Zeit für sich brauchen. Eine dichte, kluge und unterhaltsame Stunde. (Colette M. Schmidt, 20.3.2017)