Der Pfeil verweist auf die Stelle, an der die "Aswan" getaufte Klippe abgebrochen ist, was glänzendes Wassereis freilegte.

Foto: APA/AFP/EUROPEAN SPACE AGENCY/HA

Durch das Abbrechen bildete sich eine enorme Staubfahne.

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Bern – Während der rund zwei Jahre, die die Raumsonde Rosetta den Kometen 67P/Tschurjumov-Gerassimenko begleitet hat, haben ihre Kamerasysteme intensiv dessen Oberfläche beobachtet. Ein internationales Team mit Beteiligung der Uni Bern berichtet nun von den teils rasanten Veränderungen, die Tschuri auf seinem Weg durchlaufen hat.

Ein internationales Team hat die Daten des Kamerasystems OSIRIS an Bord der Sonde ausgewertet, das die Oberfläche des Kometen von Dezember 2014 bis Juni 2016 wiederholt in hoher Auflösung abgebildet hat. Nun berichten Forscher in zwei Fachpublikationen von den zahlreichen Veränderungen, die Tschuris Äußeres unter Rosettas wachsamem Auge durchlief.

Lawinenwarnung

Besonders spektakulär waren beispielsweise Ausbrüche, die sich plötzlich als große Staubwolken von seiner Oberfläche erhoben. Dank "Vorher-Nachher" Bildsequenzen konnten die Forschenden nun beweisen, dass ein solcher Ausbruch am 10. Juli 2015 durch eine Hangrutschung ausgelöst wurde. Das Abbrechen einer überhängenden Klippe setzte eine Staubwolke frei, die hunderte Kilometer ins All reichte.

Der Schauplatz der Lawine sei in den Tagen zuvor starken Temperaturschwankungen ausgesetzt gewesen, was den Erdrutsch ausgelöst haben könnte. Beim Ausbruch sei das hell scheinende Wassereis unter der Kometenoberfläche zum Vorschein gekommen, berichten die Forscher im Fachblatt "Nature Astronomy". Zwar wurde bereits vermutet, dass Gerölllawinen solche Kometenausbrüche auslösen. Es gab jedoch bisher keinen Beweis für den direkten Zusammenhang.

Tschuris Facelift

Im Fachjournal "Science" berichtet das internationale Team um Mohamed Ramy El-Maarry von der Uni Bern von Verwitterung und Erosion, dem Abstürzen von Klippen und anderen rasanten Veränderungen, während Tschuri sich auf den sonnennächsten Punkt (Perihelion) seiner Umlaufbahn zu und nachher wieder davon weg bewegte.

Steilhänge hätten sich nahe dem Perihelion an einer Stelle fast fünfeinhalb Meter pro Tag zurückgezogen. Andernorts entstanden während drei Monaten wellenartige Strukturen von rund 100 Metern Durchmesser, verschwanden wieder und bildeten sich neu. Es seien so viele und umfassende Veränderungen, dass sie sie unter "Facelift" zusammenfassen.

Diese Beobachtungen helfen den Forschenden, abzuschätzen, wie schnell und wie stark sich Tschuris Oberfläche verändert. Daraus können sie beispielsweise schließen, dass die größeren Formationen der Kometenlandschaft schon seit vielen Sonnenumläufen existieren. Es ist ein weiteres Puzzlestück, um die Geschichte von Kometen wie Tschuri zu rekonstruieren. (APA, red, 22. 3. 2017)