Schaut gefährlich aus, ist harmlos: Eine Staublawine aus der Ostwand fließt in das Watzmannkar.

Foto: Thomas Neuhold

Unten grün, oben Pulver: Blick aus dem Watzmannkar Richtung Berchtesgaden und Salzburg.

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Der Anstieg in das Watzmannkar steuert genau auf das vierte Kind zu.

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Skibergsteiger auf dem dritten Watzmannkind.

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Ohne Zweifel: Der 2713 Meter hohe Watzmann gehört zu den bekanntesten Berggestalten im Ostalpenraum. Und das liegt bei Weitem nicht nur an dem legendären Singspiel von Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz.

Das aus drei Gipfeln – Südspitze (2712 m), Mitterspitze (2713 m) und Hocheck (2651 m) – bestehende Kalkmassiv in den Berchtesgadener Alpen ist zwar nicht der höchste Berg Deutschlands, dafür glänzt der Watzmann mit einem anderen Superlativ: Die steil vom Königssee aufragende Watzmann-Ostwand ist die höchste Wand der Ostalpen.

Vom fjordartig zwischen Watzmann und Göllmassiv hingestreckten See aus gerechnet sind stolze 2100 Höhenmeter zu überwinden. Die Wandhöhe selbst beträgt rund 1800 Meter. Mehr als 100 Menschen fanden in dem unübersichtlichen Gelände bereits den Tod. Und auch wenn der Normalweg kaum über den dritten Schwierigkeitsgrad hinausgeht, ist "die Ost" bis heute eine Herausforderung.

Grausamer Herrscher

Der Legende nach war ja der Watzmann einst ein besonders brutaler Adeliger, der mit seiner blutrünstigen Sippe die Gegend tyrannisierte. Gott strafte den Wüterich und verwandelte ihn samt Familie zu Stein. So, sagt die Überlieferung, sei der Watzmann und der kleine Watzmann (2307 m), im Volksmund auch Watzfrau genannt, entstanden. Dazwischen ihre fünf Kinder.

Diese Familie umrahmt also das Watzmannkar, quasi die Kinderstube von König Watzmann und gleichzeitig das Wahrzeichen von Berchtesgaden und dem Nationalpark Berchtesgadener Alpen.

Der Watzmanngletscher im Kar ist zwar Geschichte, die nordseitige Ausrichtung des Kars konserviert hier aber den Schnee meist bis in den April hinein. Der Anmarsch mag im Hochwinter verlockender sein als im Frühjahr, aber im Frühjahr ist man oft alleine unterwegs. Zusätzlich winkt feiner Sommerfirn, auf dem es sich elegant hinunterschmieren lässt.

Einfache Orientierung

Wer im Frühjahr eine Skitour in das Watzmannkar unternimmt, macht dies am besten mit dem Mountainbike. Start ist zeitig in der Früh beim Parkplatz Wimbachbrücke. Die Route folgt der ausgeschilderten Mountainbiketour entlang der breiten Almstraße an der ehemaligen Schapbachhütte (Nationalpark-Infotafel) vorbei Richtung Kührointhütte. Auf 1200 Meter Seehöhe, nach rund 5,5 Kilometer erreicht man eine Haarnadelkurve, die sogenannte "Benzinkurve".

Ab hier geht es zu Fuß weiter in das Watzmannkar. Der Weg nach Westen ist breit und nicht zu verfehlen. Bei etwa 1300 Meter dreht er einer Lichtung folgend – bei Schneelage zur Buckelpiste ausgefahren – nach Süden. Ab hier durch lichten Wald immer nach Süden weiter in das Kar und auf das 4. Kind zu. Am Absatz des 4. Kindes nun nach links hinauf zum 3. Watzmannkind oder nach rechts zum 5. Kind beziehungsweise in die Skischarte.

Wer das Ganze ohne Rad angeht, startet besser beim großen Parkplatz oberhalb der Pension Hammerstiel (760 m) in Hinterschönau. Das spart 100 Höhenmeter und der Fußweg bis man bei der ehemaligen Schapachhütte auf die Straße zur Kührointalm trifft, ist auch schöner zu gehen. (Thomas Neuhold, 24.3.2017)