Zwei Fälle skandalöser Menschenhatz sind es, die es heute zu behandeln gilt. Doch vorher die gute Nachricht: Andreas Unterberger, einst Chefredakteur der "Presse" und der "Wiener Zeitung" schreibt für "Alles roger?", eine Publikation, die politisch rechts von "Zur Zeit" steht, aber für den guten Zweck mehr Sex bietet.

Unterberger, seit seiner Printpensionierung Verfasser eines Blogs, singt zur Ankurbelung seines Geschäfts vordergründig das Lob des Internets zulasten der alten Medien, hintergründig geht es ihm um die Abrechnung mit der mit ihnen verbandelten Politik, die nach Herzenslust auszuüben er sich als Printjournalist leider jahrzehntelang verkniffen hat. Beide, alte Medien und die mit ihnen verbandelte Politik versuchen eine Entlastungsoffensive, weil beide hoffnungslos in die Defensive geraten sind.

Herdentrieb auf Kickls Spuren

Und gnadenlos reißt ihnen Unterberger die Maske vom Gesicht: Das doppelt selbstverschuldete Vertrauensproblem "Lügenpresse!" und "vom Staat bestochen!" trifft die Printmedien ausgerechnet in jener Phase, wo sie durch das Internet in der größten Krise ihrer Geschichte stecken. Mehr noch: Es "findet im Internet auch oft viel mehr Wahres als in den traditionellen Medien statt. Denn dort besteht Unabhängigkeit von parteipolitischer Bestechung. Dort führt nicht der Herdentrieb und Gruppendruck in den klassischen Redaktionen dazu, dass die Kommentare und Analysen um ihren Job bangender Journalisten einander immer ähnlicher werden."

Wozu nur noch anzumerken wäre, dass der Herdentrieb, der den Blogger Unterberger da in seiner Medienanalyse einem freiheitlichen Generalsekretär Kickl folgen lässt, bedeutend stärker ist als jeder Gruppendruck in klassischen Redaktionen. Schade, dass er versäumt hat, zu gestehen, wie oft er in den klassischen Redaktionen, in denen er einmal – welche Schande! – gearbeitet hat, das Opfer parteipolitischer Bestechung geworden ist.

Von der Medien- zurück zur Menschenhatz

Doch von der Medien- zurück zur Menschenhatz. Die Causa Abfangjäger wird dem "Zur Zeit"-Herausgeber Andreas Mölzer noch öfter Gelegenheit geben, sich für seinen Mitherausgeber Prof. Walter Seledec in die Bresche zu werfen. Diesmal: Zwei Schwergewichte der heimischen "System-Presse" - gelegentlich eine Naziphrase einzustreuen schadet nicht, wenn man sie durch ein horribile dictu abendländisch entschärft – schossen sich in den letzten Tagen auf unseren Co-Herausgeber Walter Seledec ein. Dieser habe in den Tagen der Abfangjägerentscheidung sich allzu entschieden für den Eurofighter eingesetzt und – wer weiß, wer weiß, die Neidgenossenschaft glaubt's allzu gerne – möglicherweise auch irgendwelche Zuwendungen erhalten. Und nachdem es für letzteres offenbar keinerlei Hinweise oder gar Beweise gibt, schwärzt man den solcherart Verdächtigten dadurch an, dass man ihn – so im "Kurier" – als den "seltsamen Herrn Seledec" bezeichnet, der der Herausgeber eines "deutschnationalen-antisemitischen und den Nationalsozialismus behübschenden" Blattes sei.

Diese Definition führte Mölzer sofort auf die richtige Spur. Gemeint ist damit völlig außer Zweifel unsere Zur Zeit. Das war schlau, denn es hätte doch auch die "Aula" sein können. Für die nicht hinzunehmende Beschuldigung "Behübschen" würden sich, verspricht Mölzer, der "Kurier"-Redakteur und das Blatt noch verantworten müssen. Gut so!

Der Angriff auf den einen erscheint dem anderen Herausgeber nicht ohne Grund als Menschenhatz, muss Seledec nun offenbar freiheitlicher Nibelungentreue gewärtig sein. Dass er nunmehr stellvertretend für die Freiheitlichen, die diese Regierungsentscheidung damals in Person von Herbert Scheibner, Karl-Heinz Grasser und Susanne Riess-Passer mittrugen, geprügelt wird, ist für den gelernten Österreicher kein sonderliches Wunder. Dass er von eben denselben Freiheitlichen diesbezüglich auch kaum Flankenschutz zu erwarten hat, ebenso wenig. Da mag es Prof. Seledec ein Trost sein: Wir jedenfalls von Zur Zeit stehen zu unserem Herausgeber.

Der andere Fall betrifft Peter Westenthaler

Der andere Fall von Menschenhatz betrifft Peter Westenthaler. Ausgeübt im zweiten Prozess gegen ihn von einer Richterin im Doppelspiel mit der Staatsanwältin, wie in "Alles roger?" enthüllt. Erstere habe während des Schlussplädoyers der Verteidiger am Handy gespielt und nicht zugehört und damit ihre Missachtung zum Ausdruck gebracht. Für den Herausgeber Ronnie Seunig riecht das nach dem Mief politischer Versumpfung. Bei Freispruch hätte es anders gerochen. (Günter Traxler, 26.3.2017)