Harald Martenstein hat sich in seiner Zeit-Kolumne mächtig über den Trump-Overkill aufgeregt, frei nach dem Motto "Es ist schon alles gegen Trump geschrieben worden, nur noch nicht von jedem". Sich als Trump-Gegner zu outen sei "das Ödeste, Tristeste und Langweiligste"; nach dem hundertsten Anti-Trump-Artikel fühle er sich wie unter der chinesischen Tröpfchenfolter.

Martensteins Unmut ist verständlich. Man könnte ihm höchstens vorwerfen, dass er, indem er sich über jene lustig macht, die über Trump schreiben, selbst über Trump schreibt, auf einer Metaebene zwar, quasi als Trump-Sekundärverwerter, aber doch.

Das Problem ist, dass es einen Menschentyp namens "Populist" gibt, der es einzufädeln versteht, dass niemand an ihm vorbeikann. Silvio Berlusconi gehörte dazu, Jörg Haider und Donald Trump. Gegen ihre Omnipräsenz gibt es in der Mediengesellschaft kein Gegengift. Alle Versuche, Berlusconi-Banne oder Haider-Fotoverbote zu erlassen, verliefen im Sand.

Trump vermittelt das Gefühl, als säße er mit seinem speckigen Gluteus dem Globus im Nacken. Der Impuls, in diesen Gluteus zu treten, ist unwiderstehlich. Und Trump hat, weil Potus, Macht. Wir werden allein deshalb jahrelang mehr über ihn zu lesen bekommen als über den Gonzáles Ferdl, Wanderarbeiter in Mexiko. Schwere Zeiten für Verächter des Erwartbaren. Aber so schnell hört die Folter nicht auf. (Christoph Winder, 26.3.2017)