Linz/Graz – In Linz, wo 2016 neben Graz die jetzt umstrittenen Grünen Studierenden als Ableger der offiziellen grünen ÖH-Fraktion Gras gegründet wurden, zeigt man sich auf STANDARD-Anfrage "schockiert" über die "Erpressungsversuche" und die "Drohungen" der Bundespartei gegen ihre Jugendorganisation. "Wir stehen solidarisch hinter unserer Sprecherin Flora Petrik und ihrer Kritik", stellt Teresa Griesebner, Sprecherin der Jungen Grünen Oberösterreich, klar.

An eine Lösung binnen einer Woche will man in Linz nicht mehr so recht glauben: "Die Erpressungsversuche der Parteispitze um Eva Glawischnig sind ein massiver Vertrauensbruch und eine Grenzverletzung. Für uns ist klar, dass eine Lösung nur möglich ist, wenn solche Erpressungsversuche aufhören, wir als Jugendorganisation auch Kritik äußern dürfen und unsere Unabhängigkeit von der Parteiführung respektiert wird."

"Die Frage, die wir uns jetzt stellen ist, ob wir überhaupt noch unter einem Dach mit dieser Partei, die demokratische Grundsätze predigt, sie aber nicht mehr lebt, weitermachen wollen", ergänzt die Bundessprecherin der Jungen Grünen, Flora Petrik, im STANDARD-Gespräch.

Felipe als neue Parteichefin

In den nächsten Tagen werde die 4.000 Mitglieder umfassende junge Grün-Bewegung beraten, in welcher Form sie politisch, eventuell außerhalb der Partei, weiterarbeiten werde. Die Kritik der Parteispitze habe sie sehr betroffen gemacht, es sei zu Diffamierungen und auch persönlichen Bedrohungen gekommen, sagt Petrik.

Eva Glawischnig sei jedenfalls nicht zuletzt wegen der jüngsten Vorfälle nicht mehr die geeignete Person an der Spitze. Auch wenn sich "Michel Reimon jetzt anscheinend schon als Nachfolger in Stellung bringt", sei Glawischnigs Stellvertreterin und Tiroler Parteichefin Ingrid Felipe die logische Nachfolgerin und erste Anwärterin als neue Bundesparteichefin.

In der Steiermark geht man davon aus, dass "noch nicht alle Brücken zu den Jungen Grünen abgebrochen sind". Noch gebe es die Möglichkeit auf eine Verständigung, glaubt die Grazer Grünen-Chefin Tina Wirnsberger. "Es bleibt ja noch knapp eine Woche, da wird es weitere Gespräche geben", sagt Wirnsberger. Aber: Die Grünen Studierenden seien eben nicht als offizielle grüne Studienorganisation anerkannt, sondern nur die Gras. Eine konkurrierende Organisation auf Universitätsebene sei nicht möglich, sagt Wirnsberger.

Schon länger schwelender Konflikt

Der jetzige Konflikt der Parteispitze mit ihrer Parteijugend sei jedenfalls nur eine Zuspitzung eines schon länger schwelenden Konflikts in der Partei. "Wir brauchen eine Demokratisierung auf allen Eben der Partei – und eine Öffnung", verlangt die Vorsitzende der Jungen Grünen, Petrik.

Die Grünen müssten als Partei, fordert Petrik, wieder den gesellschaftspolitischen Führungsanspruch übernehmen und sich weniger "Orchideenthemen" widmen. Es gehe unter anderem um so zentrale Themen wie die Grund- und Frauenrechte, "die wieder ernsthaft angegangen werden müssen", sagt Petrik.

Die Abspaltung der Gras – die Grünen Studierenden – will unterdessen noch immer nicht sagen, wo und ob sie bei der ÖH-Wahl im Mai kandidieren will. "Wir werden in den nächsten ein, zwei Tagen mit der Entscheidung an die Öffentlichkeit gehen", sagt Sprecher Johannes Steiner zum STANDARD. (mue, mro, koli, 27.3.2017)