Als Saudi-Arabien vor zwei Jahren in den Krieg im Jemen eintrat, zog es eine Reihe anderer Länder hinter sich her: Damit sind nicht nur jene arabischen Staaten gemeint, die direkt in der saudisch-geführten Militärkoalition gegen die schiitischen Huthi-Rebellen mitkämpfen, sondern auch solche, die die Koalition militärisch und logistisch unterstützen.

Vor allem die USA beeilten sich damals, sich klar auf die Seite Riads zu stellen: Es galt zu demonstrieren, dass die gleichzeitig stattfindenden Atomverhandlungen mit dem Iran keine Schwächung der strategischen Partnerschaft zwischen den USA und Saudi-Arabien bringen würden. Denn der Krieg im Jemen, der als lokale Rebellion in einer marginalisierten Region im Nordjemen begonnen hat, wurde mit dem saudischen Kriegseintritt endgültig in das Schema des Stellvertreterkonflikts zwischen Riad und Teheran gepresst.

Das war unter Barack Obama. In seinem berühmten Feature-Interview in The Atlantic, getitelt "The Obama Doctrine", sagte der US-Präsident allerdings über Saudi-Arabien Dinge, die inhaltlich auch vom damals wahlkämpfenden Donald Trump, wenngleich etwas derber, zu hören waren: Saudi-Arabien sei ein sicherheitspolitischer Trittbrettfahrer. Trump sagte, künftig würden die Saudis für den Schutz der USA Geld zahlen müssen. Und überhaupt, man könne nicht die ganze Welt verteidigen.

Warum die Führung in Saudi-Arabien dennoch den Wahlsieg Trumps mit unverhohlener Freude begrüßte, ist leicht erklärt: Sie erwartet, dass seine antiiranischen Instinkte stärker ausgeprägt sind als sein Isolationismus, und Riad weiß dabei auch Israel auf seiner Seite. Denn mit Hillary Clinton wäre die langsame Distanzierung der USA vom Jemen-Sumpf mit Sicherheit weitergegangen. Bei Trump ist es zumindest noch offen, auch wenn für ihn die Probleme die gleichen sind, die – rein theoretisch natürlich – US-Vertreter vor ein Kriegsverbrechertribunal bringen könnten. Der letzte Vorfall dieser Art war jüngst der Beschuss eines Schiffes mit somalischen Flüchtlingen aus einem Apache-Hubschrauber, mit dutzenden Toten.

Wer Berichte aus der saudisch-kontrollierten Medienhemisphäre über den Besuch des saudischen Vizekronprinzen, Verteidigungsministers und Königssohns Mohammed bin Salman vor knapp zwei Wochen im Weißen Haus verfolgte, muss glauben, dass zwischen die Saudis und Trump kein Blatt Papier passt. Aber die Wahrheit ist komplexer.

Der Prinz stellte saudische Investitionen in Aussicht, die sich in zehn Jahren auf eine Billion Dollar belaufen könnten: Wäre da nicht das kleine Problem des im Herbst verabschiedeten Jasta (Justice Against Sponsors of Terrorism Act), der 9/11-Opferfamilien Klagen gegen Saudi-Arabien erlaubt. Die erste große Sammelklage wurde vor wenigen Tagen eingebracht. Auch der US-Ölboom sorgt für eine Trübung: Der Ölpreis, lange von Riad künstlich tief gehalten, um das amerikanische Fracking-Öl zu teuer zu machen, ist nicht mehr alleinige Domäne der nahöstlichen Ölbesitzer.

Und das ist ja die saudische Misere: Der Nahe Osten hat für die USA an Bedeutung verloren, und viele Entwicklungen der letzten Zeit reflektieren das, allen voran die Expansion der Rolle Russlands. Und die Saudis, deren Aufstieg und Macht eng an die Partnerschaft mit den USA geknüpft waren, machen sich zu Recht Sorgen. (Gudrun Harrer, 27.3.2017)