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Football und Gambling, die NFL und Las Vegas: Eine Traumhochzeit, nur nicht für Fans in Oakland.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Ethan Mille

Oakland/München – "Mein Vater hat immer gesagt, die Größe der Raiders liegt in ihrer Zukunft", sagt NFL-Klubbesitzer Mark Davis. Und in dieser Zukunft soll es Geld regnen. "Die Möglichkeit, ein Weltklassestadion in der Unterhaltungshauptstadt der Welt zu bauen, ist ein entscheidender Schritt, diese Größe zu erreichen." Die Oakland Raiders ziehen nach Las Vegas um. 31 von 32 Team-Besitzern der Liga stimmten beim jährlichen Treffen in Arizona für den Antrag der Raiders auf "Umsiedlung".

Nur einer war dagegen, nämlich ein gewisser Stephen Ross. Im Gegensatz zu den anderen 31 Männern im Raum, soll der Eigentümer der Miami Dolphins mit offenem Herzen nicht ans Geld denken. "Wir als Eigentümer und als Liga sind es den Fans schuldig, dass wir alles tun, um in den Kommunen zu bleiben, die uns unterstützt haben", sagte er.

Oakland, die angeblich hässliche Schwester des teuren San Francisco am Ostufer der San Francisco Bay, ist seit Januar 2016 schon die dritte Stadt, die ihr Football-Team verliert: Erst zogen die Rams von St. Louis zurück nach Los Angeles, Besitzer Stan Kroenke, geschätztes Vermögen 7,4 Milliarden Dollar, zementiert sich dort ein Stadion für gut zwei Milliarden Dollar ein. Die San Diego Chargers und die Raiders hatten die Option, gemeinsam unter ein Dach mit den Rams zu kommen. Die Chargers sagten Ja.

Verheißungsvoll

Mark Davis, mit einem geschätzten Vermögen von 500 Millionen Dollar fast schon ein armer Schlucker unter den 32 Klub-Besitzern, macht ein einträgliches Geschäft mit Las Vegas. Überdachtes Stadion direkt am Strip in Sin City, Kosten: 1,9 Milliarden Dollar. 750 Millionen trägt der Bundesstaat Nevada, also der Steuerzahler. Die Bank of America ist mit 650 Millionen dabei, die Raiders geben 500 Millionen. Eine vergleichbare Unterstützung konnte und wollte Oakland nicht bieten.

"Ich bin stolz darauf, dass wir uns geweigert haben, mit öffentlichen Geldern den Bau eines Stadions zu subventionieren", sagteLibby Schaaf, die Bürgermeisterin von Oakland. Die Raiders, von 1982 bis 1995 schon mal nach Los Angeles geflohen, müssen sich das desolate Stadion in Oakland, das Coliseum, mit dem Baseball-Team der A's teilen. Selbst Pläne der Stadt mit einer Investorengruppe ein 1,3 Milliarden Euro teures Stadion zu bauen, konnten Eigentümer Davis offenbar nicht mehr von seinem Umzugsplan abbringen.

"Wir wissen, dass einige Fans enttäuscht, und sogar wütend, sein werden. Aber wir hoffen, dass sie diese Frustration nicht gegen die Spieler, Trainer und Betreuer richten werden", so Davis weiter. Die Logik des Geldscheffelns erschließt sich beim Blick auf die TV-Rankings nicht ganz. Da liegt Nevada, und also Las Vegas, in den USA nur auf Rang 40 – die wirtschaftlich potentere Bay Area dagegen auf Rang sechs.

Mit Ausnahme des Eishockey-Team der Golden Knights, ab Herbst Neuling in der National Hockey League (NHL), hat die NFL in Vegas keine sportliche Konkurrenz zu fürchten, es herrscht trotzdem Goldgräberstimmung. NFL-Chef Roger Goodell ist seinen Stakeholdern insofern verpflichtet, als dass er den Umsatz der Liga von derzeit 13 Milliarden Dollar bis 2018 auf 25 Milliarden Dollar zu erhöhen im Stande sein will. Dabei ist jeder der 32 Klubs schon jetzt 2,34 Milliarden Dollar im Schnitt wert, kein einziger machte Verluste.

Die Fans? Sollen in Las Vegas schon kommen. Oakland und seine leidenschaftlichen Anhänger? Austauschbar. Bis 2020, wenn das neue Stadion fertig ist, verwendet man noch die alte Kulisse. (sid, vet, 28.3.2017)