Bei den Sommerspielen 2016 kraulte Auböck knapp am Halbfinale vorbei. Heuer, bei der WM in Budapest, darf es schon etwas mehr sein.

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NCAA-Championship in Indianapolis: Auböck wird Dritter über 500 Yards Freistil.

Noah Yanchulis

Indianapolis/Wien – 107.601 Sitzplätze hat das Michigan Stadium in Ann Arbor. Die Wolverines (Vielfraße), das Football-Team der University of Michigan, treten dort an. Im Schnitt sehen ihnen mehr als 110.000 Menschen zu, einige wenige müssen halt stehen. Acht Heimspiele gab's im Herbst, ein Abo war um 520 Dollar zu haben, Einzeltickets kosteten im Schnitt circa 100 Dollar. TV-Einnahmen kommen noch dazu. Was das alles mit Felix Auböck zu tun hat? "Durch unsere Footballer kommt viel Geld herein", sagt Auböck (20). "Das finanziert viele andere Sportarten."

Die UMich, wie sie sich abkürzt, schwimmt im Geld und kann so auch ihr Schwimmteam, das aus 28 Studentinnen und 35 Studenten besteht, über Wasser halten. Der Wiener Auböck hat sich vor zwei Jahren beworben und ein Vollstipendium für vier Jahre bekommen, das spart ihm gut 60.000 Dollar im Jahr, Kost und Logis sind inkludiert. Im ersten Jahr ist er mit einem anderen schwimmenden Freshman in einem eher kleinen Zimmer untergebracht, ab dem zweiten Jahr bewohnt er mit drei Kollegen ein Haus auf dem Campus in Ann Arbor.

Am Wochenende hat Auböck, wenn man so will, schon etwas zurückgezahlt. Bei der NCAA-Championship in Indianapolis, im Finale der Liga nordamerikanischer Colleges und Unis, tat er sich mit zwei Stockerlplätzen hervor. Über 500 Yards Freistil musste er in 4:08,95 Minuten nur Townley Haas (4:08,92 ) und Clark Smith (4:08,42), die 2016 jeweils olympisches Staffelgold geholt hatten, den Vortritt lassen. Auböck markierte die sechstbeste Zeit ever im NCAA-Rahmen, auch an seiner Uni wurden die 500 Yards erst zweimal flotter gekrault, von Peter Vanderkaay (4:08,60) und Tom Dolan (4:08,75), die sich später ebenfalls mit olympischem Lorbeer schmückten.

Es ist schon ein elitärer Kreis, in den Auböck, als NCAA-Zweiter über 1650 Yards ebenfalls stark, da drängt. "Vor der Saison", sagt er im Gespräch mit dem Standard, "hätte ich mir das nie zugetraut." Die Steigerung führt er auf "das intensive und abwechslungsreiche Training zurück. Unser Team ist so groß, da ist immer jemand dabei, der dich pusht. Deshalb gibt es enorm viele Trainingseinheiten auf Topniveau." In seinem Studium – Politikwissenschaften und Geschichte – muss er einen bestimmten Notenschnitt schaffen, den schafft er locker.

Abschied aus Wien

Seinerzeit, vor vier Jahren in Wien, war das Trainingsniveau ein ganz anderes. Dem 16-jährigen Felix kam außerdem sein Trainer Walter Bär abhanden, der dem Schwimmverband zu kritisch war und in der Südstadt vor die Tür gesetzt wurde. Auböck nahm es zum Anlass, einen anderen Weg einzuschlagen, der führte ihn nach Berlin, wo er sein Abitur machte und auch als Schwimmer an Reife gewann.

Schon vor Olympia 2016 war Auböck mit etlichen US-Unis in Kontakt gestanden. An der University of Michigan haben der 38. US-Präsident Gerald Ford, der 23-malige Olympiasieger Michael Phelps und der "Godfather of Punk" Iggy Pop (ohne Abschluss) die Schulbank gedrückt. Auböck wählte die UMich, weil die Trainer dort sehr auf Langstreckenkrauler schauen.

In Rio wurde er 18. über 200-m-Kraul, neun Hundertstel fehlten aufs Semifinale. Heuer, bei der WM im Juli in Budapest, darf es schon etwas mehr sein. "Durch das Training und die Wettkämpfe auf der 25-Yards-Bahn hab' ich mich bei den Wenden verbessert", sagt Auböck. "Und jetzt nehm' ich enorm viel Zuversicht in den Sommer mit." Er hat auch an Gewicht zugelegt, von 85 auf 90 Kilogramm, bei einer Körpergröße von 1,98 Metern, In nächster Zeit werden wohl die 400 Meter seine erste Strecke sein, auch die 1500 machen ihm "Spaß, weil sie so trainingsintensiv sind". Das Fernziel heißt Olympische Spiele 2020 in Tokio. Dann läuft sein Stipendium aus, bis dahin kann er in und für Michigan schwimmen. "Eine bessere Vorbereitung", sagt Felix Auböck, "gibt es nicht." (Fritz Neumann, 28.3.2017)