Omega probiert neue Verkaufskanäle für die Speedmaster aus, die heuer ihren 6oer zelebriert.

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Im gleichen Alter ist auch die neu aufgelegte Flagship Heritage von Longines.

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Breitling gibt dem Navitimer-Chrono einen Schleppzeiger mit.

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Nomos bietet die Club 38 Campus zum Einstiegspreis von 1.100 Euro an.

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TAG Heuer entwickelt die Smartwatch Connected weiter.

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Pünktlich zum Start der Baselworld herrschten Hoffnung und (Zweck-)Optimismus. Nachdem die Schweizer Uhrenindustrie bereits im 20. Monat in Folge weniger exportiert hatte, zeigte sich nun ein zarter Silberstreif am dunklen Horizont. So schwächte sich der Rückgang in der Exportstatistik in den Monaten Jänner und Februar von zehn auf acht Prozent ab. Immerhin. Aber die Hände in den Schoß legen ist nicht die Art der Hersteller. Also wird gegengesteuert – wie, das zeigen diese fünf Trends.

1. Smart, aber klassisch

Es deutet alles darauf hin, dass sich die Uhrenindustrie nach anfänglich großer Skepsis gegenüber der Smartwatch verstärkt auf dieses Terrain vorwagt. Man möchte die Möglichkeit nutzen, um vor allem ein jüngeres Zielpublikum "ans Gerät zu gewöhnen". Wie erfolgreich Smartwatches tatsächlich sind, darüber herrscht Rätselraten: Die einen sagen, allein 2016 seien 49 Millionen smarter Uhren verkauft worden, die anderen sprechen von 21 Millionen, wobei Apple einen Marktanteil von 55 Prozent halten soll.

Es war wieder einmal LVMH-Uhrenboss Jean-Claude Biver, der voranpreschte und schon vor der Messe die TAG Heuer Connected Modular 45 präsentierte. Eine Weiterentwicklung der Smartwatch der Marke. Der Clou dabei: Man kann den elektronischen Part gegen Aufpreis gegen ein mechanisches Uhrwerk austauschen und hat dann eine "echte" TAG Heuer Carrera am Handgelenk. Biver glaubt übrigens nicht, dass die Computeruhr der Schweizer Uhrmacherkunst gefährlich wird: Kunst bleibt, Technologie ist schnell überholt. Aber immerhin hatte es der Elektronikriese Samsung zum ersten Mal in die prestigeträchtige Halle 1 der Baselworld geschafft, die sonst nur den großen Playern wie Rolex, Patek oder Omega vorbehalten ist. Die Südkoreaner präsentierten die Gear S3: Auch ihr Design ist eng an dem mechanischer Uhren angelehnt.

2. Kampf dem Preis

Der Vorwurf lautet: Die Uhrenbranche sei selbst schuld an der momentanen Schwäche, weil sie in den Boomjahren die Preise in schwindelerregende Höhen getrieben habe. Darauf reagieren die Hersteller mit neuen, preiswerteren Uhrenmodellen. Allen voran die Deutschen: Junghans bleibt unter der 1.000-Euro-Benchmark, Nomos genau darauf. Dabei erhöhte die Glashütter Marke (Umsatzplus 2016: 25 Prozent) im Jänner als eine von wenigen Marken ihre Preise. Tissot wiederum lancierte eine Automatikuhr mit Siliziumspirale ebenfalls unter 1.000 Euro. Selbst manche Edelmarke gibt es heuer billiger.

3. Retro und noch mehr Blau

Ein Trend, der sich schon in den letzten Jahren abgezeichnet hat: Blaue Zeitmesser sind begehrt und dementsprechend omnipräsent. Kaum ein Hersteller, der mittlerweile nicht ein Exemplar in dieser Farbe anbietet. In Kombination mit Retro-Elementen oder als Wiederauflage einer historischen Kollektion ist eine blaue Uhr eine sichere Bank.

4. Wertvolle Vergangenheit

Apropos Vintage: Wie sich auf diversen Auktionen gezeigt hat, finden Vintage-Uhren immer größeren Anklang und bringen Rekordsummen. Hier ist nicht die Rede von den üblichen Verdächtigen wie der Rolex Daytona oder sämtlichen Komplikationen von Patek Philippe, nein, auch historische Modelle anderer Marken können ungeahnte preisliche Höhen erklimmen.

5. Ins Netz gegangen

Außerdem entdeckten die Hersteller vor kurzem (und vergleichsweise spät) den E-Commerce für sich. Besonders aufsehenerregend war eine Aktion von Omega, die gerne unter dem Begriff Guerilla-Marketing subsumiert wird: Die Marke der Swatch Group bot auf Instagram ein auf 2012 Exemplare limitiertes Sondermodell der Speedmaster an. Die Uhren zu je 5.450 Euro waren innerhalb von vier Stunden ausverkauft: mehr als elf Millionen Euro Umsatz. Auch IWC zog nach und bot einige Neuheiten über das Portal Net-a-Porter an, das anteilig zum Mutterkonzern Richemont gehört. Die Schwesternmarke Vacheron Constantin wählte den einflussreichen Uhrenblog Hodinkee als Plattform. Auch dort waren die Stücke (für je rund 42.500 Euro) rasch "sold out". Wenn dieses Beispiel Schule macht, dann sollten sich die Fachhändler warm anziehen. (Markus Böhm, RONDO, 3.4.2017)