Alfred Riedl aus Grafenwörth ist neuer Chef des Gemeindebunds.

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Vielleicht liegt es ja in der Familie: Schon der Großvater von Alfred Riedl war Bürgermeister von Grafenwörth. Später dann, als die Gemeinden zwischen Donau und Wagram zusammengelegt wurden, war der Vater Vizebürgermeister. Und als Riedl vor 32 Jahren nach Wirtschaftsausbildung und Praktika in die Heimatgemeinde gekommen ist, hat ihn der Greißler gefragt, ob er nicht auf die Gemeinderatsliste wolle.

Keine Frage, dass es hier um die Gemeinderatsliste der ÖVP ging (sie hat in Grafenwörth auch jetzt 15 von 23 Gemeinderatssitzen). Keine Frage auch, dass der Wirtschaftstreuhänder fünf Jahre später zum Bürgermeister aufrücken konnte – diesen Job will er so lange wie möglich behalten. Er ist blendend vernetzt, unter anderem mit dem Gastronomen Toni Mörwald aus der Katastralgemeinde Feuersbrunn und mit Erwin Pröll sowie dessen früherem Vertrauten Ernst Strasser.

Riedl engagierte sich nicht nur im Wirtschaftsbund, sondern vor allem auch im ÖVP-Gemeindevertreterverband, dessen Landesvorstand er seit 1991 angehört, zehn Jahre später war er dessen Präsident. Inzwischen war er auch in den Landtag eingezogen, wo er zum stellvertretenden ÖVP-Klubchef aufgestiegen ist.

Die Landtagsfunktion wird der 64-Jährige im Herbst abgeben – als Gemeindebund-Präsident hält er eine zu starke Parteibindung für unangebracht. Auch sei es Zeit, dass Jüngere zum Zug kommen. Dass er junge Abgeordnete (auch wenn sie unterschiedlicher Meinung in Sachfragen waren) stets unterstützt hat, wird ihm vom Landtagskollegen Lukas Mandl attestiert. Mandl beschreibt seinen Mentor als persönlich bescheiden – "dass der Sportverein in Grafenwörth seinen Sportplatz nach dem Bürgermeister benannt hat, war ihm eher peinlich".

Aber Riedl sei eben sehr beliebt – auch weil er Arbeitsplätze zu halten verstanden hat. Im Zentrum von Grafenwörth steht etwa ein von Senecura vorbildlich geführtes Pflegeheim. In seiner eigenen Wirtschaftskanzlei beschäftigt er 60 Mitarbeiter, wobei er auch hier ans Loslassen denkt: Eine Tochter ist Geschäftsführerin und Teilhaberin, demnächst will er "den Hof übergeben". Apropos Hof: Seine verstorbene Frau hat mit ihm gemeinsam einen kleinen Weinbaubetrieb geführt, wo sogar ein Salon-Wein gekeltert wurde. Aber den Weinbau hat er ebenso aufgegeben wie das zweite Hobby, die Jagd. Jetzt will er sich ganz auf das Amt als oberster Bürgermeister konzentrieren. (Conrad Seidl 29.3.2017)